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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Sergios von Resch'ayna: Kommentar an Theodoros zu Aristoteles’ Kategorien , Einleitung § 3

Original:

Sergios von Rēšʿaynā (gest. 536) rühmt am Anfang seiner Philosophie-Einführung Aristoteles als den Ordner aller Wissenschaften
ܪܫܐ ܘܫܘܪܝܐ ܘܥܠܬܐ ܕܟܠܗܿ ܪܕܝܘܬܐ ܐܪܝܣܛܘܛܗܠܝܣ ܗܘܬ [...] ܥܕܡܐ ܓܝܪ ܠܙܒܢܐ ܕܒܗ ܟܝܿܢܐ ܐܝܬܗ ܠܓܒܪܐ ܗܢܐ ܠܥܘܡܪܐ ܕܒܢܝ̈ܢܫܐ ܟܠܗܝܢ ܡܢܘ̈ܬܐ ܕܦܝܠܣܘܦܘܬܐ ܘܕܪܕܝܘܬܐ ܒܕܡܘܬ ܥܩ̈ܪܐ ܦܫܝ̈ܜܢ ܡܒܕܪ̈ܢ ܗܘ̈ܝ ܘܙܪܝ̈ܩܢ ܒܠܝܠܐܝܬ ܘܠܐ ܝܕܝܥܐܝܬ ܠܘܬ ܟܠܗܝܢ ܡܟܬܒܢ̈ܐ. ܗܢܐ ܕܝܢ ܗܘ ܠܚܘܕܘܗܝ ܒܕܡܘܬ ܐܣܝܐ ܚܟܝܡܐ ܟܢܫ ܐܢܝܢ ܠܟܠܗܝܢ ܡܟܬܒܢ̈ܘܬܐ ܕܡܒܕ̈ܪܢ ܘܪܟܒ ܐܢܝܢ ܐܘܡܢܐܝܬ ܘܝܕܘܥܬܢܐܝܬ ܘܡܕܟ ܐܢܝܢ ܚܕ ܥܘܕܪܢܐ ܫܠܡܐ ܕܡܠܦܢܘܬܗ. ܕܥܩܿܪ ܘܡܒܛܠ ܡܢ ܢܦܫ̈ܬܐ ܐܝܠܝܢ ܕܡܬܩܪܒܝܢ ܐܟܝܦܐܝܬ ܠܘܬ ܡܟܬܒ̈ܢܘܬܗ. ܟܘܪܗ̈ܢܐ ܚܣܝ̈ܢܐ ܘܢܣܝ̈ܣܐ ܕܠܐ ܝܕܥܬܐ. ܐܟܙܢܐ ܔܝܪ ܕܗܢܘܢ ܕܥܒܕܝܢ ܐܕܪܝܢܜܐ ܟܠܚܕܐ ܚܕܐ ܡܢ ܡܢܘ̈ܬܗ ܕܨܠܡܐ ܚܫܠܝܢ ܠܗܿ ܡܢܗܿ ܘܠܗܿ. ܘܟܢ ܡܪܟܒܝܢ ܠܗܝܢ ܚܕܐ ܒܬܪ ܚܕܐ ܐܝܟ ܕܬܒܿܥܐ ܐܘܡܢܘܬܐ . ܘܥܒܕܝܢ ܐܕܪܝܢܛܐ ܓܡܝܪܐ: ܗܟܢܐ ܐܦ ܗܘ ܪܟܒ ܘܠܚܡ ܘܣܡ ܟܠܚܕܐ ܚܕܐ ܡܢ ܡܢܘ̈ܬܐ ܕܦܝܠܣܘܦܘܬܐ ܒܛܟܣܐ ܕܬܒܥ ܟܝܐܢܗܿ ܘܚܫܠ ܡܢܗܝܢ ܒܟܠܗܝܢ ܟܬܒ̈ܘܗܝ ܚܕ ܨܠܡܐ ܓܡܝܪܐ ܘܬܡܝܗܐ ܕܝܕܥܬܐ ܕܟܠܗܝܢ ܗܘ̈ܝܐ.

Quelle: Sergios von Resch'ayna: Kommentar an Theodoros zu Aristoteles’ Kategorien , Einleitung § 3.
Edition: Yury Arzhanov, Sergius of Reshaina, Commentary on Aristotle’s Categories. Critical Edition and Translation, Berlin/Boston 2024.

Auslegung:

Sergios von Reschʿayna ist philosophiegeschichtlich nicht zuletzt deswegen wichtig, weil er, soweit wir wissen, als erster aristotelische Texte in eine semitische Sprache übertrug. Damit wurde er zum Begründer der Tradition des Aristotelismus, die besonders die Prägung der arabischen Philosophie sehr stark bestimmte. Der vorliegende Text vom Beginn seiner Erklärung von Aristoteles’ Kategorien stellt einen wichtigen Baustein für dieses Projekt dar: Hier wird Aristoteles als Ordner sämtlicher philosophischen Disziplinen dargestellt und nicht nur der Logik, wie es bisher üblich war. Damit rückt dieser und nicht, wie im spätantiken Neuplatonismus von Sergios’ Lehrer, dem Proklos-Schüler Ammonios, Platon in den Mittelpunkt der Philosophie. Sergios beschreibt seine Tätigkeit vor allem als die eines Systematisierers älter Traditionen und schließt sich damit älteren Platon-Deutungen an. Besonders schreibt er Aristoteles die Leistung zu, die Philosophie zur Medizin für die Seele und zu einem zusammenhängenden Gedankengebäude geordnet zu haben.

Themen:

  • Aristoteles
  • Judentum und Islam
  • Wege des Ich
  • Mittelalterliche Philosophie
  • Aristotelismus
  • Judentum
  • System(philosophie)
  • Medizin für die Seele
  • Syrisch (Philosophie in syrischer Sprache)

[1] Der Ursprung und Beginn aller Bildung war Aristoteles. [...] Denn bis zu der Zeit, zu der die Natur diesen Mann zum Existieren und Wohnen unter den Menschen gebracht hatte, waren alle Teile der Philosophie und der Bildung wie einfache Heilmittel aufgeteilt und verstreut, konfus und unwissenschaftlich bei sämtlichen Schriftstellern.
[2] Dieser allein aber sammelte, nach Art eines weisen Arztes, sämtliche Schriften, die zerstreut waren, und setzte sie dem Handwerk und dem Intellekt gemäß zusammen und fertigte sie zu dem vollkommenen Heilmittel seiner Lehre, das die mühevollen und schweren Krankheiten des Nicht-Wissens ausreißt und entfernt aus den Seelen derer, die sich sorgfältig mit seinen Schriften befassen.
[3] Denn ebenso wie diejenigen, die eine Statue herstellen, jedes einzelne Teil der Gestalt für sich herstellen, und so eines nach dem anderen zusammensetzen, wie das Handwerk erfordert, und eine vollkommene Statue machen, so kombinierte auch dieser, ordnete und passte ein, und setzte jedes einzelne Teil der Philosophie in die Ordnung, welche ihre Natur erfordert, und erstellte aus ihnen durch alle seine Schriften eine vollkommene und wunderbare Gestalt des Wissens von allem Seienden.

Übersetzer: Matthias Perkams