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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Tertullian (Quintus Septimius Florens Tertullianus: Gegen Markion II 6, 4f

Original:

Der Kirchenvater Tertullians sieht die menschliche Freiheit der Entscheidung (libertas arbitrii) als den wichtigsten Grund für die Schöpfung an
Bonus natura deus solus. Qui enim quod est sine initio habet, non institutione habet illud, sed natura. [...] Ut ergo bonum suum haberet homo, emancipatum sibi a deo, et fieret proprietas iam boni in homine et quodammodo natura, de institutione adscripta est illi [...] libertas et potestas arbitrii, quae efficeret bonum ut proprium iam sponte praestari ab homine, quoniam et hoc ratio bonitatis exigeret voluntarie exercendae, ex libertate scilicet arbitrii.

Quelle: Tertullian (Quintus Septimius Florens Tertullianus: Gegen Markion /Contra Marcionem II 6, 4f.
Edition: Q. S. Fl. Tertulliani Adversus Marcionem. Cura et studio Ae. Kroymann, in: Quinti Septimi Florentis Tertulliani Opera Pars 1. Opera catholica. Adversus Marcionem (CCL 1), Turnhout 1953, S. 437–726.

Auslegung:

In seiner Antwort an Markion (Zitat Nummer 599) fasst der Kirchenvater Tertullian (vgl. Zitat Nummer 601) bündig die zentrale Rolle der menschlichen Freiheit in seinem Weltbild zusammen: Die Welt ist nur von Gott geschaffen worden, damit es Wesen gibt, die Gott aus freien Stücken dienen und so Gutes tun können. Auf diese Weise wird die menschliche Freiheit zum Dreh- und Angelpunkt des Weltbildes Tertullians und anderer frühchristlicher Denker wie Irenaeus (Zitat Nummer 603) und Bardaisan von Edessa (Zitat Nummer 278).

Themen:

  • Freiheit
  • Gott
  • Gut und Schlecht
  • Gutes
  • Mensch

Von Natur aus gut ist allein Gott. Denn wer das, was er ist, anfanglos besitzt, hat dies nicht durch ein Einrichten, sondern von Natur aus. [...] Damit also der Mensch sein eigenes Gut besitze, als ein für ihn von Gott freigegebenes, und eine Eigenschaft bzw. in gewissem Sinne eine Natur des Guten entstehe, wurde ihm durch Einrichtung [...] die Freiheit und Macht der Entscheidung zugeschrieben, die bewirkte, dass vom Menschen aus eigenem Antrieb schon ein gleichsam eigentümliches Gut bereitgestellt wurde, weil dies der Gehalt der Güte erforderte, die freiwillig ausgeübt werden musste, nämlich aus der Freiheit der Entscheidung heraus.

Übersetzer: Matthias Perkams