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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Irenaeus von Lyon : Gegen die Häresien 4, 37, 1. 4 [= frg. Graec. 21, l. 24-29]

Original:

Der christliche Apologet Irenaeus von Lyon (ca. 135-202) hält gegen den Dualisten Markion (ca. 85-160) die Freiheit des Menschen fest
Illud autem quod ait ,quotiens volui colligere filios tuos et noluisti‘, veterem legem libertatis manifestavit, quia liberum eum deus fecit, ab initio habentem suam potestatem sicut et suam animam, ad utendum sententia dei voluntarie, et non coactum ab eo. [...]

Quelle: Irenaeus von Lyon : Gegen die Häresien /Adversus haereses (adv. haer.) 4, 37, 1. 4 [= frg. Graec. 21, l. 24-29].
Edition: N.N.

Auslegung:

Irenaeus (Eirenaios) von Lyon nennt, wenn er gegen Markion die Freiheit des Menschen festhält, neben der Unabhängigkeit von Zwang erstmals auch die Fähigkeit zu wählen als deren Kriterium (VL Freiheit )

Themen:

  • Freiheit

Das aber, was die Schrift sagt: ,Wie oft wollte ich Deine Söhne sammeln, und Du wolltest nicht‘ (Evangelium nach Matthäus 8, 11f.), hat das alte Gesetz der Freiheit verdeutlicht, denn Gott schuf den Menschen frei, so dass er von Anfang an seine Macht ebenso besaß wie seine Seele, um die Anordnung Gottes freiwillig zu gebrauchen, nicht gezwungen von ihm. [...] Weil alle die gleiche Natur haben und fähig sind, das Gute zurückzuhalten und zu tun [...], deswegen sagt Paulus: ,Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles nützt‘ (1 Korinther 6, 12), indem er das Freie am Menschen erklärt – deswegen: alles ist erlaubt, ohne dass Gott ihn zwingt – und das Nützliche aufzeigt, damit wir die Freiheit nicht zur Bedeckung der Schlechtigkeit benutzen, denn dies ist unnütz. Das von selbst Geschehende wird nicht in gleicher Weise geliebt wie das mit Mühe Aufgefundene.

Übersetzer: Matthias Perkams

ἐπεὶ οἱ πάντες τῆς αὐτῆς εἰσι φύσεως, δυνάμενοί τε κατασχεῖν καὶ πρᾶξαι τὸ ἀγαθόν [...], διὰ τοῦτο ὁ Παῦλός φησιν· «Πάντα μοι ἔξεστιν, ἀλλ’ οὐ πάντα συμφέρει», τὸ ἐλεύθερον τοῦ ἀνθρώπου ἐξηγούμενος, διὸ πάντα ἔξεστιν, μὴ καταναγκάζοντος αὐτὸν τοῦ Θεοῦ, καὶ τὸ συμφέρον δείκνυσιν, ἵνα μὴ εἰς ἐπικάλυμμα κακίας καταχρησώμεθα τῇ ἐλευθερίᾳ, ἀσύμφερον γὰρ τοῦτό γε. Οὐχ ὁμοίως ἀγαπᾶται τὰ ἐκ τοῦ αὐτομάτου προσγινόμενα τοῖς μετὰ σπουδῆς εὑρισκομένοις.

Übersetzer: Matthias Perkams