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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Bardaiṣān: Buch der Gesetze der Völker § 11 und 19

Original:

Bardaiṣān von Edessa führt seine Freiheitslehre weiter aus
(1) ܠܐ ... ܐܬܦܩܕܘ ܒܢܝ ܢܫܐ ܠܡܥܒܕ ܐܠܐ ܗܘ ܡܕܡ ܕܡܫܟܚܝܢ ܠܡܥܒܕ. ܕܬܪܝܢ ܐܢܘܢ ܔܝܪ ܦܘܩܕܢܝܢ ܤܝܡܝܢ ܩܕܡܝܢ: ܐܝܠܝܢ ܕܠܗ ܠܚܐܪܘܬܐ ܝܐܝܢ ܘܙܕܩܝܢ: ܚܕ ܕܢܬܦܪܩ ܡܢ ܟܠ ܡܕܡ ܕܒܝܫ ܘܤܢܝܢܢ ܕܢܗܘܗ ܠܢ: ܘܚܕ ܕܢܥܒܕ ܡܕܡ ܕܫܦܝܪ ܘܪܚܡܝܢܢ ܠܗ ܘܪܥܝܢܢ ܕܐܦ ܠܢ ܗܟܘܬ ܢܗܘܗ. ...
(2) ܐܡܪ ܐܢܐ ܕܝܢ ܕܐܝܬܘܗܝ ܗܘ ܗܢܐ ܫܘܠܛܢܐ ܠܐܠܗܐ ܘܠܡܠܐܟܐ ܘܠܫܠܝܛܢܐ ܘܠܡܕܒܪܢܐ ܘܠܐܣܛܩܣܐ ܘܠܒܢܝ ܐܢܫܐ ܘܠܚܝܘܬܐ: ܘܟܠܗܘܢ ܗܠܝܢ ܬܔܡܐ ܕܐܡܪܬ ܥܠܝܗܘܢ: ܠܐ ܗܘܐ ܒܟܠ ܝܗܝܒ ܠܗܘܢ ܫܘܠܛܢܐ: ... ܕܒܗܘ ܡܕܡ ܕܫܠܝܛܝܢ ܬܬܚܙܐ ܛܝܒܘܬܐ ܕܐܠܗܐ: ܘܒܗܘ ܡܕܡ ܕܠܐ ܫܠܝܛܝܢ: ܢܕܥܘܢ ܕܐܝܬ ܠܗܘܢ ܡܪܝܐ. ...
(3) ܘܡܫܬܟܚܝܢܢ ܒܢܝ ܐܢܫܐ ܕܡܬܕܒܪܝܢ ܚܢܢ ܒܟܝܢܐ ܫܘܝܐܝܬ: ܘܒܚܠܩܐ ܦܪܝܫܐܝܐ: ܘܒܚܐܪܘܬܐ ܐܢܫ ܐܝܟ ܡܐ ܕܨܒܐ.

Quelle: Bardaiṣān: Buch der Gesetze der Völker /Ktāḇā ḏǝ-nāmōsē ḏ-’aṯarvāṯā § 11 und 19.
Edition: Bardesanes, Liber legum regionum cuius textum Syriacum vocalium signis instruxit, Latine vertit F. Nau, in: Patrologia Syriaca 1, 2, Paris 1893, Sp. 536–610 (syr./lat.); vgl. Krannich, T. / Stein, P., Das ›Buch der Gesetze der Länder‹ des Bardesanes von Edessa, in: Zeitschrift für antikes Christentum 8 (2004), 203–229 (dt.).

Auslegung:

Dieser Text führt Bardaiṣāns Freiheitslehre (vgl. Zitat Nummer 539) weiter aus. Grundlegende Elemente sind die Bindung des Menschen an die von ihm einsehbaren Gebote, die er auch erfüllen kann, sodann das Zusammenwirken der kosmischen Mächte mit der menschlichen Freiheit sowie die Betonung von dessen individuellen Entscheidungen. Neben Parallelen zu den christlichen Autoren Irenaeus (Zitat Nummer 603) und Tertullian (Zitat Nummer 600 und 601) weist dieser Text besonders mit der peripatetischen Position des Alexander von Aphrodisias eine wichtige Parallele auf, nämlich dass Menschen die Möglichkeit haben, sich selbst für etwas zu entscheiden, aber häufig doch von ihrer Natur oder dem Schicksal geleitet werden. Daran zeigt sich einmal mehr, dass Bardaiṣān im Vergleich mit anderen christlichen Autoren seiner Zeit großen Wert auf eine philosophische Ausarbeitung seiner Position legt.

Themen:

  • Freiheit
  • Christentum und Philosophie
  • Gott
  • Mensch
  • Natur
  • Schicksal (Fatum)
  • Schöpfung
  • Syrisch (Philosophie in syrischer Sprache)

(1) Den Menschen wurde nichts zu tun befohlen, außer dem, was sie zu tun vermögen. Zwei Gebote wurden uns nämlich vorgelegt: Das eine, dass wir uns von allem, was schlecht ist und von dem wir nicht wollen, dass es von uns geschieht, fernhalten; das andere, dass wir tun, was gut ist, dies lieben und gutheißen, dass es von uns so geschieht. [...]
(2) Ich sage nun: Es gibt je eine Macht für Gott und für die Engel und für die Mächte und für die Regenten und für die Elemente und für die Menschen und für die Tiere; und allen diesen Ordnungen, die ich genannt habe, ist nicht in jeder Hinsicht Macht gegeben [...], damit sie in dem, was sie vermögen, die Güte Gottes erkennen, und in dem, was sie nicht vermögen, erkennen, dass es für sie einen Herrn gibt. [...]
(3) Von uns Menschen stellt man fest, dass wir von Natur aus gleich geleitet werden, und vom Schicksal verschieden, und jeder von der Freiheit, wie er nur will.

Übersetzer: Matthias Perkams