Perkams-Zitatenschatz.de

Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Origenes: Philokalia 23, 1, l. 1-15

Original:

Origenes argumentiert gegen die Determination durch die Sterne und den Demiurgen, d.h. einen zweiten Schöpfer neben Gott
[1] Ἐὰν δέ τινες αὐτῶν, ὡς ἀπολογούμενοι περὶ θεοῦ, ἕτερον μὲν εἶναι λέγωσι τὸν ἀγαθόν, οὐδενὸς τούτων ἔχοντα τὴν ἀρχήν, τῷ δὲ δημιουργῷ πάντα τὰ τοιαῦτα προσάπτωσι· [...] περὶ ἑαυτῶν τί φήσουσιν, ἐξεταστέον· πότερον ὑπόκεινται τῇ φορᾷ τῶν ἀστέρων, ἢ ἠλευθέρωνται καὶ [...] οὐδὲν ἐνεργούμενον εἰς ἑαυτοὺς ἔχουσιν ἐκεῖθεν;
[2] Εἰ μὲν γὰρ φήσουσιν ὑποκεῖσθαι τοῖς ἄστροις, δῆλον ὅτι τὰ ἄστρα τὸ νοηθῆναι αὐτοῖς τοῦτο ἐχαρίσατο, καὶ ὁ δημιουργὸς ὑποβεβληκὼς ἔσται διὰ τῆς τοῦ παντὸς κινήσεως τὸν λόγον τὸν περὶ τοῦ ἀνωτέρω ἀναπεπλασμένου θεοῦ, ὅπερ οὐ βούλονται.
[3] Εἰ δὲ ἀποκρινοῦνται ὅτι ἔξω τυγχάνουσι τῶν νόμων τοῦ δημιουργοῦ τῶν κατὰ τοὺς ἀστέρας, [...] πειραθήτωσαν ἡμᾶς προσάγειν ἀναγκαστικώτερον, διαφορὰν παριστάντες νοῦ τινος ὑποκειμένου γενέσει καὶ εἱμαρμένῃ, καὶ ἑτέρου ἀπὸ τούτων ἐλευθέρου·

Quelle: Origenes: Philokalia (philok.) 23, 1, l. 1-15.
Edition: Junod, Éric: Origène Philocalie 21-27 (Sur le libre arbitre). introd., texte, trad. et notes par Éric Junod. In: Sources Chrétiennes 226, Paris 1976.

Auslegung:

Origenes argumentiert hier gegen die Determination durch die Sterne (vgl. Zitat Nummer 605). Diese verbindet er mit der Annahme, es gebe einen bösen Demiurgen, d.h. einen Schöpfer der Welt, neben dem transzendenten, guten Gott. Das zeigt, dass das Zitat Teil der Diskussion der Kirchenväter mit dem Häretiker Markion ist. Origenes arbeitet die Absurdität der Position seiner Gegner heraus, indem er zwei Möglichkeiten nennt, die These zu interpretieren: - Entweder sie geben zu, dass auch ihre eigene Ansicht auf diese Weise determiniert ist. Das widerspricht aber ihrer Überzeugung, besonders erwählt zu sein. - Oder sie müssen argumentativ begründen, wie eine solche Determination auf manche Menschen (bzw. manche geistigen Wesen) wirken kann und auf andere nicht, obwohl doch nach christlicher Überzeugung alle Menschen geschaffen sein sollen. Origenes versucht also seine Gegner, intern zu widerlegen.

Themen:

  • Determinismus
  • Freiheit
  • Gott
  • Astraldeterminismus
  • Demiurg
  • Markion/Markionismus

[1] Wenn aber einige von ihnen, um Gott zu entschuldigen [von der Verantwortung für die bösen Taten], sagen, der Gute sei ein anderer und enthalte nicht den Ursprung von diesem, und alles Derartige dem Demiurgen zuschreiben [...], muss man im Hinblick auf sie selbst prüfen, was sie sagen: Sind sie dem Lauf der Sterne unterworfen oder sind sie frei [...] und erhalten nichts von dort als etwas in sie selbst hinein Bewirktes?
[2] Wenn sie nun sagen werden, sie seien den Sternen unterworfen, ist klar, dass die Sterne ihnen dieses Denken geschenkt haben; also wird der Demiurg ihnen durch die Bewegung des Alls das Wort über den erfundenen Gott oberhalb suggeriert haben, was sie nicht wollen.
[3] Wenn sie aber antworten, dass sie sich außerhalb der Gesetze des Demiurgen bewegen, die sich auf die Sterne beziehen, sollen sie versuchen [...], uns etwas Zwingenderes anzugeben, indem sie einen Unterschied benennen zwischen einem individuellen Geist, der dem Werden und dem Schicksal unterliegt, und einem anderen, der hiervon frei ist.

Übersetzer: Matthias Perkams