Original:
Origenes erklärt falsches Handeln durch die Selbsttäuschung der Klugen
ὥσπερ πολλοὶ ἐν φιλοσοφίᾳ δοκοῦσιν εἶναι ἐν ἀληθείᾳ, ἤτοι ἑαυτοὺς κατασοφισάμενοι λόγοις πιθανοῖς ἢ τοῖς ὑφ’ ἑτέρων προσαγομένοις καὶ εὑρεθεῖσι συγκαταθέμενοι προπετῶς, οὕτως εἰσὶ καὶ ἐν ταῖς ἔξω σωμάτων ψυχαῖς καὶ ἀγγέλοις καὶ δαίμοσί τινες, ὑπὸ τῶν πιθανοτήτων ἑλκυσθέντες πρὸς τὸ ἑαυτοὺς ἀναγορεῦσαι θεούς.
Quelle:
Origenes:
Gegen Kelsos
/
Κατὰ Κέλσου
/
Contra Celsum
(
c. Cels.)
III 37; I, 234, 9-13.
Edition: Origenes, Werke. Band 1: ›Die Schrift vom Martyrium‹. Buch 1–4 ›Gegen Celsus‹, S. 49–374; Band 2: Buch 5–8 ›Gegen Celsus‹. ›Die Schrift vom Gebet‹. Herausgegeben von P. Koetschau, 1–293 (GCS Origenes 1–2), Leipzig 1899.
Auslegung:
Dieser Text ist interessant als ein Beispiel für eine intellektualistische Erklärung der Willensschwäche: Selbst die Philosophen – als Beispiele für größtmögliche Rationalität –, die Engel und die Dämonen, die ebenfalls ganz vernunftgeleitet agieren sollen, haben deswegen begonnen, schlecht zu handeln, weil sie sich getäuscht haben und gewissen Überlegungen gefolgt sind, die sie zu Unrecht für plausibel hielten. In Hinsicht darauf, dass Origenes solches Fehlverhalten selbst bei Engeln und allen rationalen Wesen für möglich hält, nimmt Origenes eine christliche Position ein. Zugleich ist er aber auch zutiefst von der antiken, sokratischen Überzeugung, dass jemand, der das Gute erkennt, es auch tut. Die Grenzen dieser Position lotet er anscheinend ganz innerhalb dieses intellektualistischen Paradigmas aus.
Themen:
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Freiheit
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Handeln
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Täuschung
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Engel
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Philosophen
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Willensschwäche
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Intellektualismus (handlungstheoretisch)