Original:
Proklos erklärt die Möglichkeit, dass die Seele auch das Schlechte wählen kann, durch die mögliche Vollkommenheit des Universums
εἰ δὲ θαυμάζουσί τινες, δι’ ἣν αἰτίαν παρῆκται τὴν ἀρχήν, κακοποιὸν αἴτιον
<ὄν> [...], ῥητέον πρὸς αὐτούς, ὅτι τῶν ὄντων ἡ πρόοδος συνεχής ἐστι καὶ οὐδὲν ἐν τοῖς οὖσιν ἀπολέλειπται κενόν. [...] πῶς δὲ ἡ συνέχεια σωθήσεται τῶν ὄντων, εἰ τὰ μὲν ὅλα προϋπάρχει καὶ αὐτοκίνητα τά τε μερικὰ καὶ ἑτεροκίνητα, τὰ δὲ μεταξὺ τούτων ἐκποδὼν ποιήσαιμεν αὐτοκίνητα μὲν ὄντα, μερικὰ δὲ ὅμως, [...]. ὡς δὲ τὸ τῇ μερικῇ φύσει κακὸν τῇ ὅλῃ ἀγαθόν, οὕτω δὴ καὶ τὸ τῇ μερικῇ ζωῇ κακὸν τῇ ὅλῃ ζωῇ ἀγαθόν ἐστιν.·
Quelle:
Proklos :
Kommentar zu Platons Timaios
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Εἰς Τίµαιον
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In Timaeum commentaria
1, 378, 22-379, 26.
Edition: Procli Diadochi In Platonis Timaeum commentaria. Edidit E. Diehl. Tomus 1–3, Leipzig 1903–1906.
Auslegung:
Proklos erklärt die Möglichkeit, dass die Seele auch das Schlechte bzw. Böse wählen kann (vgl. Zitat Nr. 282), dadurch, dass die Wirklichkeit aus einer sich kontinuierlich entfaltenden Kette von jeweils mehr oder weniger vollkommenen Entitäten bestehen muss. Zu dieser Aussage ist zu bedenken, dass Proklos die bei Plotin überlieferten Elemente der Wirklichkeit (Eines, Geist, Seele sowie die Körperwelt und Materie) in viele kleine Zwischenstufen auflöst, um den Hervorgang der göttlichen Güte philosophisch detailliert beschreiben zu können. Entitäten mittlerer Güte, die nicht automatisch gut sind, aber sich selbständig dazu entscheiden können, müssen dann folgerichtig in der Mitte des Schemas zu stehen kommen und können sich folglich entscheiden, sich entweder nach oben oder nach unten zu wenden.
Themen:
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Das Schlechte
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Freiheit
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Seele
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Antike Philosophie II
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Neuplatonismus
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Ontologie
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Ordnung