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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Proklos : Kommentar zu Platons Timaios 1, 378, 22-379, 26

Original:

Proklos erklärt die Möglichkeit, dass die Seele auch das Schlechte wählen kann, durch die mögliche Vollkommenheit des Universums
εἰ δὲ θαυμάζουσί τινες, δι’ ἣν αἰτίαν παρῆκται τὴν ἀρχήν, κακοποιὸν αἴτιον <ὄν> [...], ῥητέον πρὸς αὐτούς, ὅτι τῶν ὄντων ἡ πρόοδος συνεχής ἐστι καὶ οὐδὲν ἐν τοῖς οὖσιν ἀπολέλειπται κενόν. [...] πῶς δὲ ἡ συνέχεια σωθήσεται τῶν ὄντων, εἰ τὰ μὲν ὅλα προϋπάρχει καὶ αὐτοκίνητα τά τε μερικὰ καὶ ἑτεροκίνητα, τὰ δὲ μεταξὺ τούτων ἐκποδὼν ποιήσαιμεν αὐτοκίνητα μὲν ὄντα, μερικὰ δὲ ὅμως, [...]. ὡς δὲ τὸ τῇ μερικῇ φύσει κακὸν τῇ ὅλῃ ἀγαθόν, οὕτω δὴ καὶ τὸ τῇ μερικῇ ζωῇ κακὸν τῇ ὅλῃ ζωῇ ἀγαθόν ἐστιν.·

Quelle: Proklos : Kommentar zu Platons Timaios /Εἰς Τίµαιον /In Timaeum commentaria 1, 378, 22-379, 26.
Edition: N.N.

Auslegung:

Proklos erklärt die Möglichkeit, dass die Seele auch das Schlechte wählen kann, dadurch, dass die Wirklichkeit aus einer sich kontinuierlich entfaltenden Kette von jeweils mehr oder weniger vollkommenen Entitäten bestehen muss. (VL Freiheit )

Zu dieser Aussage ist zu bedenken, dass Proklos die bei Plotin überlieferten Elemente der Wirklichkeit (Eines, Geist, Seele sowie die Körperwelt und Materie) in viele kleine Zwischenstufen auflöst, um den Hervorgang der göttlichen Güte philosophisch detailliert beschreiben zu können. Entitäten mittlerer Güte, die nicht automatisch gut sind, aber sich selbständig dazu entscheiden können, müssen dann folgerichtig in der Mitte des Schemas zu stehen kommen. (M.P. in VL Freiheit )

Themen:

  • das Schlechte
  • Freiheit
  • Seele

[1] Wenn sich einige wundern, aus welchem Grund sie am Anfang hinabgeschickt wurde, obwohl sie eine Schlechtes hervorbringende Ursache [...], muss man ihnen antworten, dass das Hervorgehen des Seienden kontinuierlich ist und keine Leerstelle innerhalb des Seienden geblieben ist. [...]
[2] Wie aber soll die Kontinuität des Seienden gewahrt werden, wenn das Allgemeine und Selbstbewegte sowie das Einzelne und Fremdbewegte von vornherein bestehen, wir aber das zwischen diesen befindliche, das zwar selbstbewegt, aber zugleich einzeln ist, auslassen würden? [...] So wie das, was für die Einzelnatur schlecht ist, für die allgemeine Natur gut ist, so ist auch das, was für das allgemeine Leben schlecht ist, für das allgemeine Leben gut.

Übersetzer: Matthias Perkams