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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Abaelard, Peter: Ethica I p. 4. 6

Original:

Abaelard definiert die Sünde als Zustimmung
Vitium itaque est quo ad peccandum proni efficimur, hoc est inclinamur ad consentiendum ei quod non convenit [...]. Hunc vero consensum proprie peccatum nominamus, hoc est culpam animae qua damnationem meretur vel apud deum rea statuitur. [...] Cum enim nonnumquam peccemus absque omni mala voluntate et cum ipsa mala voluntas refrenata, non extincta [...] materiam pugnae et gloriae coronam conferat, non tam ipsa peccatum quam infirmitas quaedam iam necessaria dici debet. Ecce enim aliquis est innocens in quem crudelis dominus suus per furorem adeo commotus est, ut eum evaginato ense ad interimendum persequatur, quem ille diu fugiens et quantumcumque potest sui occisionem devitans, coactus tamen et nolens occidit eum, ne occidatur ab eo. Dicito mihi quicumque es, quam malam voluntatem habuerit in hoc facto.

Quelle: Abaelard, Peter: Ethica /Ethica (eth.) I p. 4. 6.
Edition: Luscombe

Themen:

  • Freiheit
  • Sünde

Ein Laster ist daher das, wodurch wir zum Sündigen geneigt gemacht werden, d.h. uns dazu neigen, dem zuzustimmen, was nicht richtig ist. [...] Diese Zustimmung aber nennen wir im eigentlichen Sinn Sünde, das heißt eine Schuld der Seele, durch die sie die Verdammung verdient und bei Gott für schuldig befunden wird. [...] Denn weil wir manchmal ohne jeden schlechten Willen sündigen und weil der schlechte Wille selbst, wenn er gezügelt, aber nicht ausgelöscht wird, [...] Material zum Kampf und die Krone des Ruhms liefert, ist er nicht so sehr Sünde, sondern vielmehr eine gewisse Schwäche, die noch notwendig ist, zu nennen. Nehmen wir zum Beispiel jemand Unschuldigen, gegen den sein grausamer Herr durch Wut so bewegt ist, dass er ihn mit gezogenem Schwert verfolgt, um ihn zu töten. Jener ist lange vor ihm geflohen und hat, soweit er konnte, seine Tötung vermieden, aber schließlich tötet er ihn gezwungen und unwillig, damit er nicht selbst getötet wird. Sage mir, wer immer Du auch seist, welchen schlechten Willen er bei dieser Tat hatte.

Übersetzer: N.N.