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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Heinrich von Gent : Quodlibet I, p. 96. 100. 108

Original:

Der voluntaristische Denker Heinrich von Gent (ca. 1240-1293) betont, dass Freiheit im Willen und nicht in der Vernunft liegt
Non [...] possumus dicere quod [...] malam voluntatem fecerit iudicium rationis in uno. Fecisset enim eadem ratione in altero, cum aequaliter eos animo affectos fuisse ponamus. [...] Flectitur voluntas per se ipsam sola et ad bonum, ratione suae libertatis naturalis qua est bona creatura dei [...]; flectitur etiam per se ipsam omnino solam ad malum, ratione naturalis defectibilitatis qua est ex nihilo, per quam potest deficere [...] in nihilum culpae, quod est malum et peccatum. Et ex tali principio defectivo potest, malo et bono proposito, praeeligere malum, sub ratione tamen alicuius apparentis boni (quia nihil omnino potest eligere [...] nisi sub ratione alicuius boni), et maiori bono et minori proposito, praeeligere minus bonum, et aequalibus bonis propositis alterum praeferre.

Quelle: Heinrich von Gent : Quodlibet I, p. 96. 100. 108 .
Edition: J. Müller

Themen:

  • Böser Wille
  • Freiheit
  • Vernunft

Wir [...] können nicht sagen, dass [...] in irgendjemandem ein Urteil der Vernunft einen schlechten Willen hervorgebracht hat. Es hätte dies nämlich aufgrund derselben Vernunft in jemand anderem hervorgebracht, weil wir annehmen, dass sie im Geiste auf gleiche Weise strukturiert gewesen sind. [...] Der Wille wendet sich allein durch sich selbst einerseits zum Guten, aufgrund seiner natürlichen Freiheit, durch die er ein gutes Geschöpf Gottes ist [...]; er wendet sich auch schlechthin durch selbst zum Schlechten, aufgrund der natürlichen Fehlbarkeit, durch die er aus dem Nichts stammt, durch welche er einen Fehler im Hinblick auf das Nichts der Schuld machen kann [...], welches schlecht und eine Sünde ist. Und aus einem solchen fehlbaren Prinzip heraus kann er, wenn etwas Schlechtes und etwas Gutes vorgeschlagen werden, das Schlechte bevorzugen – jedoch unter dem Gehalt irgendeines scheinbaren Gutes (denn er kann überhaupt nichts wählen [...] außer unter dem Gehalt irgendeines Gutes) –, und, wenn ein größeres und ein kleineres Gut vorgeschlagen werden, dass kleinere Gut bevorzugen und irgendeines von zwei gleichen vorgeschlagenen Gütern vorziehen.

Übersetzer: Matthias Perkams