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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Wilhelm von Ockham: Fragen zum 2. Buch der Sentenzen q. XV / 5 p. 352f.

Original:

Wilhelm von Ockham argumentiert für die Autonomie Gottes von moralischen Vorschriften
Licet odium, furari, adulterari et similia habeant malam circumstantiam annexam de communi lege, quatenus fiunt ab aliquo qui ex praecepto divino obligatur ad contrarium, tamen [...] possunt fieri a deo sine omni circumstantia mala annexa. Et etiam meritorie possunt fieri a viatore, si caderent sub praecepto divino. [...] Voluntas creata obligatur ex praecepto dei ad diligendum deum, et ideo stante illo praecepto non potest bene odire deum nec causare actum odiendi. [...] Sed deus [...], sicut potest causare totaliter actum diligendi sine bonitate vel malitia morali, quia bonitas moralis vel malitia connotant quod agens obligatur ad illum actum vel eius oppositum, ita potest causare totaliter actum odiendi deum sine omni malitia morali.

Quelle: Wilhelm von Ockham: Fragen zum 2. Buch der Sentenzen /In II Sententiarum q. XV / 5 p. 352f..
Edition: Opera theologica

Auslegung:

Ockham dehnt das Argument auch auf moralische Fragen aus und betont, dass Gott die moralischen Gebote ändern oder übertreten kann, denn sie gelten nur deswegen, weil er sie eingesetzt hat. (VL Gott und die Welt)

Themen:

  • Freiheit
  • Moral
  • Gott und die Welt

Obwohl Hass, Diebstahl, Ehebruch und Ähnliches nach dem allgemeinen Gesetz mit einem schlechten Umstand verbunden sind, insofern sie von jemandem ausgeführt werden, der durch göttliches Gebot zum Gegenteil verpflichtet ist, können sie trotzdem [...] von Gott ohne Verbindung mit irgendeinem schlechten Umstand ausgeführt werden. Und sie können auch vom Pilger [d.h. vom Menschen] verdienstvoll ausgeführt werden, wenn sie unter ein göttliches Gebot fielen. [...] Der geschaffene Wille wird durch ein Gebot Gottes zur Gottesliebe verpflichtet, und daher kann er, solange dieses Gebot gilt, Gott nicht auf gute Weise hassen oder einen Akt des Hasses verursachen. [...] Aber wie Gott einen Akt der Liebe schlechthin ohne moralische Güte oder Schlechtigkeit verursachen kann, weil moralische Güte oder Schlechtigkeit meinen, dass der Handelnde zu diesem Akt oder seinem Gegenteil verpflichtet ist, so kann er einen Akt des Gotteshasses schlechthin ohne jegliche Schlechtigkeit verursachen

Übersetzer: N.N.