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Gregor von Rimini : Kommentar zum 2. Buch der Sentenzen des Petrus Lombardus d. 34-37, Art. 2

Original:

Mithilfe einer Unterscheidung erklärt Gregor von Rimini, wieso es stets eine Sünde ist, Gott zu hassen
[1] Prohibitio potest dupliciter accipi, et similiter praeceptum et lex, [...] ut videlicet dicitur tam de indicativa quam de imperativa.
[2] Indicativa est illa, qua tantummodo significatur aliquid non esse agendum seu aliud aliquid ex quo sequitur ipsum agendum non esse, sicut cum significatur aliquid esse iniustum aut pravum [...]. Voco autem eam indicativam, quia vocaliter per verbum indicativi modi exprimitur. [...] Ex his patet quod omnis cognitio, quam habet homo de agendis vel vitandis, quodammodo praeceptio vel prohibitio dicitur et per consequens indicativa seu enuntiativa cognitio.
[3] Imperativam dico illam, qua imperatur alicui aliquid agere vel non agere, et haec exprimitur per verbum imperativi modi. [...]
[4] Loquendo de prohibitione primo modo [...], dico [...] quod aliqua peccata impossibile est non esse prohibita a deo. [...] Si vero loquatur de prohibitione secundo modo [...], possibile est et fuit deo nulli aliquod tale imperium facere [...]; tamen, esto quod nulla essent aut fuissent sic prohibita, adhuc, si quis odiret deum [...], utique peccaret.

Quelle: Gregor von Rimini : Kommentar zum 2. Buch der Sentenzen des Petrus Lombardus d. 34-37, Art. 2.
Edition: Mandrella, S. 114 - 116

Themen:

  • Freiheit
  • Gott
  • Sünde

[1] ,Verbot‘ kann auf zwei Weisen verstanden werden, und ebenso ,Gebot‘ und ,Gesetz‘ [...], so dass nämlich einerseits vom indikativischen und andererseits vom imperativischen [Gebot bzw. Gesetz] gesprochen wird.
[2] Indikativisch ist dasjenige, durch das lediglich angezeigt wird, dass etwas nicht zu tun ist, oder etwas anderes, woraus folgt, dass es nicht zu tun ist, wie wenn angezeigt wird, etwas sei ungerecht oder schlecht. [...] Ich nenne es aber indikativisch, weil es im Wortlaut durch ein Verb im Indikativ ausgedrückt wird. [...] Hieraus ist klar, dass jede Erkenntnis, die ein Mensch über das hat, was zu tun oder zu vermeiden ist, irgendwie Gebot oder Verbot genannt wird und folglich eine indikativische oder ausgesprochene Erkenntnis.
[3] Imperativisch nenne ich aber dasjenige, wodurch jemandem befohlen wird, etwas zu tun oder nicht zu tun, und dies wird durch ein Verb im Imperativ ausgedrückt. [...]
[4] Wenn man auf die erste Weise von einem Verbot spricht [...], sage ich [...], dass es unmöglich ist, dass irgendwelche Sünden nicht von Gott verboten sind. [...] Wenn aber von einem Verbot im zweiten Sinn gesprochen wird [...], ist und war es möglich für Gott, niemandem irgendeinen derartigen Befehl zu geben [...]; jedoch würde jemand, wenn denn auch nichts so verboten wäre oder gewesen wäre, immer noch gewiss sündigen [...], wenn er Gott hassen würde.

Übersetzer: Matthias Perkams