Perkams-Zitatenschatz.de

Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Wilhelm von Ockham: Dialog III 1, 2, c. 6

Original:

Wilhelm von Ockham (ca. 1285-1347) erläutert Aristoteles‘ Konzept der Monarchie
[1] ,Regalis monarchia‘ [...] secundum Aristotelem VIII Ethicorum est optima secundum modum ipsius [...], quando aliquis regnat et principatur in regno non secundum legem, sed secundum voluntatem suam, [...] qui regnat propter commune bonum omnium et nullis legibus humanis pure positivis vel consuetudinibus alligatur, sed est supra huiusmodi leges, licet legibus naturalibus astringatur. [...] Differt autem a principatu despotico, quia principatus despoticus est principaliter propter bonum proprium principantis. [...]
[2] Sed principans in principatu regali praedicto non potest uti subiectis et bonis eorum, qualitercumque sibi placet [...]. Et ideo sibi non sunt servi, sed naturali libertate gaudent, quia ad naturalem libertatem spectat, ut nullis possit uti liberis propter utilitatem utentis. Sed non est contra naturalem libertatem, ut quis rationabiliter utatur liberis ad bonum commune, cum quilibet teneatur bonum commune praeferre privato.

Quelle: Wilhelm von Ockham: Dialog /Dialogus III 1, 2, c. 6.
Edition: N.N.

Auslegung:

Wilhelm von Ockham erläutert Aristoteles’ Konzept der Monarchie als der gerechten Herrschaft eines Einzelnen, um den päpstlichen Absolutheitsanspruch infrage zu stellen (VL Freiheit)

Themen:

  • Aristoteles
  • Freiheit
  • Monarchie

[1] ,Eine königliche Alleinherrschaft‘ ist nach Aristoteles, Nikomachische Ethik VIII, die beste [Verfassung] gemäß der Art und Weise von ihm [dem Herrscher] selbst [...] [d.h.], wenn jemand in einem Königreich nicht gemäß einem Gesetz, sondern gemäß seinem Willen regiert und herrscht [...], der wegen des Gemeinwohls aller herrscht und von keinen menschlichen, rein positiven Gesetzen oder Gewohnheiten gebunden ist, sondern über derartigen Gesetzen steht, wenn er auch an die natürlichen Gesetze gebunden ist. [...] Er unterscheidet sich aber von einer despotischen Herrschaft, weil die despotische Herrschaft primär auf das eigene Wohl des Herrschenden gerichtet ist.
[2] Aber jemand, der in einer vorher beschriebenen königlichen Herschaft herrscht, kann die Untertanen und ihre Güter nicht gebrauchen, wie es ihm nur beliebt. [...] Und daher sind sie keine Knechte von ihm, sondern erfreuen sich der natürlichen Freiheit, denn zur natürlichen Freiheit gehört es, dass man keine Freien für den Nutzen des Benutzers gebrauchen kann. Aber es widerspricht der natürlichen Freiheit nicht, dass jemand die Freien vernunftgestützt für das Gemeinwohl gebraucht, denn jeder ist verpflichtet, das Gemeinwohl dem privaten vorzuziehen.

Übersetzer: Matthias Perkams