Original:
Boethius (ca. 480-524) weist auf das philosophische Problem der Providenz Gottes hin: „Boethius: Wieder werde ich durch eine noch schwierigere Zweideutigkeit verwirrt
En […] difficiliore rursus ambiguitate confundor. – Quaenam […] ista est? […] Nimium […] adversaria repugnare videtur praenoscere universa deum et esse ullum libertatis arbitrium. Nam si cuncta prospicit deus neque falli ullo modo potest, evenire necesse est quod providentia futurum esse praeviderit. Quare si ab aeterno non facta hominum modo, sed etiam consilia voluntatesque praenoscit, nulla erit arbitrii libertas. […]. – Vetus haec est de providentia querela Marcoque Tullio […] vehementer agitata.
Quelle:
Boethius, Anicius Manlius Severinus:
Der Trost der Philosophie
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Consolatio philosophiae
(
cons.)
V, Prosa 3, 1-3. Prosa 4, 1.
Edition: Boethius, De consolatione philosophiae. Opuscula theologica. Edidit C. Moreschini, München 2000.
Auslegung:
Das Zitat widmet sich dem Verhältnis von Gott und Welt vom Freiheitsproblem her: Kann die Welt frei sein, wenn Gott sie geschaffen hat und regiert? Das Vorwissen Gottes zeigt, dass die von ihm gewussten Abläufe notwendig sind → eine theistische, nicht naturwissenschaftliche Form des "Determinismus".
Das Aufkommen der Frage mit dem stoischen Begriff des fatums, das die Güte der Welt sichern soll, setzt sich aber fort. Dies jedoch radikaler, als Anfragen aus Naturgesetzen: Ein determinierender Gott legt jede einzelne Entscheidung anscheinend von vornherein fest, während Naturgesetzen ein Plan zugrunde liegt → Freiheit ist nicht nur Illusion, sondern tatsächlich besteht ein äußerer Zwang.
Themen:
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Freiheit
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Philosophie
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Philosophie und Glaube
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Plan Gottes
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Vorsehung/Providenz