Original:
Der christliche Philosoph Justin der Märtyrer (ca. 100-165) beschreibt seine Erfahrung der Verbindung von wahrer Erkenntnis und Liebe zur Weisheit
Ἐμοὶ δὲ παραχρῆμα πῦρ ἐν τῇ ψυχῇ ἀνήφθη, καὶ ἔρως εἶχέ με τῶν προφητῶν καὶ τῶν ἀνδρῶν ἐκείνων, οἵ εἰσι Χριστοῦ φίλοι· διαλογιζόμενός τε πρὸς ἐμαυτὸν τοὺς λόγους αὐτοῦ ταύτην μόνην εὕρισκον φιλοσοφίαν ἀσφαλῆ τε καὶ σύμφορον. Οὕτως δὴ καὶ διὰ ταῦτα φιλόσοφος ἐγώ
Quelle:
Justin:
Dialog mit dem Tryphon
/
Dialogus cum Tryphone
(
dial. try.)
8, 1.
Edition: Iustini Martyris ›Dialogus cum Tryphone‹. Edited by M. Marcovich (Patristische Texte und Studien 47), Berlin 1997.
Auslegung:
Hier beschreibt Justin, wie er durch die Erkenntnis, dass die Argumente für das Christentum wahr sind, in Liebe zur Philosophie entbrannte. Das ergibt sich aber eben nicht nur durch das traditionelle Zeugnis der alttestamentlichen Propheten, sondern auch durch die logoi, die Christus zugeschrieben werden: Dieses Wort wurde hier deswegen mit „Argumenten“ übersetzt, weil es die Gründe zusammenfasst, die Justin für seinen Übertritt zum Christentum anerkennt (vgl. für deren Inhalt Zitat Nummer 250). Interessant ist der Text, weil er auf eine ganz antike Weise den Zusammenhang von Bekehrung und einem Begriff für Liebe mit rationalen Argumenten herstellt: Diese Argumente sind die Bedingung für die Akzeptanz einer philosophischen Position, und sie wirken auf die Psyche des Menschen, indem sie ihn für die Philosophie entbrennen lassen. Das Christentum, wie es in dieser Optik dargestellt wird, erscheint daher selbst als rational gestaltete Philosophenschule.
Themen:
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Gott und die Welt
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Philosophie
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Christentum und Philosophie
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Christus
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Philosophie und Religion
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Argument/Argumente
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Prophet/Prophetie