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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Abaelard, Peter: Leidensgeschichte S. 65f

Original:

Peter Abaelard über die Kernpunkte des Universalienstreits
Tum ego ad eum reversus [...] inter cetera disputationum nostrarum conamina antiquam eius de universalibus sententiam patentissimis argumentorum rationibus ipsum commutare, immo destruere compuli. Erat autem in ea sententia de communitate universalium, ut eandem essentialiter rem totam simul singulis suis inesse astrueret individuis, quorum quidem nulla esset in essentia diversitas, sed sola multitudine accidentium varietas. Sic autem istam tunc suam correxit sententiam, ut deinceps rem eandem non essentialiter, sed indifferenter diceret. Et quoniam de universalibus in hoc ipso praecipua semper est apud dialecticos quaestio [...], cum hanc ille correxerit [...] sententiam, in tantam lectio eius devoluta est negligentiam, ut iam ad cetera dialecticae vix admitteretur.

Quelle: Abaelard, Peter: Leidensgeschichte /Historia calamitatum (hist. cal.) S. 65f.
Edition: Monfrin

Auslegung:

→ Beschäftigung mit der Bedeutung der Worte und ihr Verhältnis zur Wirklichkeit; Logik leitet zur Beschäftigung mit der Metaphysik über
- Hieraus entsteht klassisches Problem der mittelalterlichen Philosophie: Das „Universalienproblem“
- „Universalien“ (universalia) sind Allgemeinbegriffe, d.h. Aussagen wie „Mensch“, „Pferd“, „Haus“ etc., die in einem bestimmten Verhältnis zur sichtbaren Wirklichkeit stehen → Frage nach dem Status dieser Allgemeinbegriffe
- Zeugnis vom hohen Rang des Universalienproblems und von der Differenziertheit der Lösungen
- Wie sind Abaelards Aussagen zu bewerten? → Zunächst Betrachtung des Problemkontexts

Themen:

  • Universalienstreit
  • Mittelalterliche Philosophie

Als ich damals zu Wilhelm von Champeaux zurückgekehrt war [...], zwang ich ihn im Rahmen anderer Streitgespräche mit vollkommen überzeugenden Argumenten, seine alte Auffassung über die Universalien zu ändern, ja sogar zu widerlegen. Diese These zur Allgemeinheit der Universalien besagte, dass eine im Wesen identische Sache ganz und zugleich allen ihr zugehörigen Einzeldingen innewohne, zwischen denen es keinen Unterschied im Wesen, sondern nur eine Variation in der Menge der Akzidenzien gebe. Er hat diese seine These dahingehend korrigiert, dass er nicht mehr von einer ,im Wesen‘ identischen Sache, sondern von einer ,indifferent‘ identischen Sache sprach. Und weil bei den Dialektikern das Universalienproblem [...] immer herausragend ist [...], ist deswegen, weil er diese These korrigierte, seine Vorlesung auf eine solche Missachtung gestoßen, dass er Schwierigkeiten hatte, zu den übrigen Gebieten der Logik zugelassen zu werden.

Übersetzer: Hasse, leicht geändert