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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Al-Fārābī : Die Ziele des Buches der Metaphysik 35, 8-10. 21; 36, 8f

Original:

Der arabische Aristoteliker al-Fārābī erklärt die Ziele von Aristotelesʼ Metaphysik
كثير من الناس سبق الى وهمهم أن فحوى هذا الكتاب ومضمونه هو القول في الباري سجانه وتعالى والعقل والنفس وسائر ما يناسبها وأن علم ما بعد الطبيعة وعلم التحديد واحد بعينه ... فنقول أن العلوم منها جزئية ومنها كلّية ... وأما العلم الكلّي فهو الذي ينظر في الشيء العامّ لجنيع الموجودات مثل الوجود والوحدة وأنواعه ولواحقه.


Quelle: Al-Fārābī : Die Ziele des Buches der Metaphysik 35, 8-10. 21; 36, 8f.
Edition: Classical Arabic philosophy. An anthology of sources. Translated with introd., notes, and glossary by Jon McGinnis and David C. Reisman, Indianapolis 2007.

Auslegung:

Al-Fārābīs kurzer Text über die Ziele von Aristoteles’ Metaphysik sind berühmt geworden, weil Ibn Sīnā berichtet, dass er erst dank seiner Hilfe verstanden habe, worum es Aristoteles in dieser Schrift gehe (Zitat Nummer 44). Worum es beiden geht, sind nicht die Details des Inhalts dieses Werkes, sondern vielmehr die Frage, was dessen Ziel bzw. was dessen Thema ist. Denn für den mittelalterlichen (und vielleicht auch für den modernen) Leser liegt die Annahme nahe, dass Metaphysik nichts anderes sei als eine philosophische Gotteslehre. So beschreibt es auch al-Fārābī, wenn er von der Wissenschaft von der Einheit Gottes spricht, also wohl von einer Art (rationaler) Theologie. Demgegenüber erklärt er, dass es Aristoteles um eine Universal- oder Metawissenschaft gegangen sei, von der alle Einzelwissenschaften zu unterscheiden sind. Zugleich betont er die Idee einer allgemeinen Ontologie (vgl. zu seinem Verständnis der Metaphysik auch Zitat Nummer 439).

Themen:

  • Aristoteles
  • Gott und die Welt
  • Metaphysik
  • Judentum und Islam
  • Arabisch-islamische Philosophie
  • Ontologie
  • Theologie (rationale/philosophische)

Viele Leute haben die vorgefasste Meinung, dass der eigentliche Sinn und Inhalt dieser Schrift der sei, dass in ihr die Lehre von dem Schöpfer, dem Intellekt, der Seele und dem darauf Bezüglichen behandelt würde; ferner, dass die Wissenschaft von der Metaphysik (‘ilmmā ba‘d at-tabī‘a) und die von der Einheit Gottes (‘ilm at-tawḥīd) ein und dasselbe sei. [...] Wir behaupten nun, dass ein Teil der Wissenschaften partikulär, ein anderer Teil derselben aber universal sei. [...] Die universale Wissenschaft betrachtet nun das, was allem Existierenden gemeinsam ist, wie die Existenz (wuǧūd) und die Einheit (waḥda) sowie seine Arten und Eigenschaften.

Übersetzer: Dieterici, leicht geändert von Matthias Perkams