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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Porphyrios von Tyros : Eisagoge S. 1, 10-15

Original:

Porphyrios von Tyros enthält sich des Urteils über die Universalien
αὐτίκα περὶ τῶν γενῶν τε καὶ εἰδῶν τὸ μὲν εἴτε ὑφέστηκεν εἴτε καὶ ἐν μόναις ψιλαῖς ἐπινοίαις κεῖται εἴτε καὶ ὑφεστηκότα σώματά ἐστιν ἢ ἀσώματα καὶ πότερον χωριστὰ ἢ ἐν τοῖς αἰσθητοῖς καὶ περὶ ταῦτα ὑφεστῶτα, παραιτήσομαι λέγειν βαθυτάτης οὔσης τῆς τοιαύτης πραγματείας καὶ ἄλλης μείζονος δεομένης ἐξετάσεως.

Quelle: Porphyrios von Tyros : Eisagoge S. 1, 10-15.
Edition: Porphyrii Isagoge et in Aristotelis Categorias commentarium. Edidit A. Busse (CAG 4, 1), Berlin 1887, S. 1–22.

Auslegung:

Zu Beginn seiner „Eisagoge“ verzichtet Plotins Schüler Porphyrios auf Aussagen zum ontologischen Status von Gattungen und Arten. Vielmehr möchte er sich auf die Erhellung der Bedeutung dieser Begriffe beschränken. Gemeint sind damit Klassen von Gegenständen, wobei Gattungen, wie etwa „Lebewesen“, allgemeiner und Arten, wie etwa „Mensch“, spezieller sind. Häufig umfasst daher eine Gattung mehrere Arten, und eine Art mehrere Individuen (aber keine anderen Arten, denn sonst würde man sie als Gattung bezeichnen). – Obwohl Porphyrios den ontologischen Status der Gattungen und Arten nicht erklärt, formuliert er doch das „Universalienproblem“, das in der Folgezeit viel diskutiert sein wird. Dabei nennt er folgende Lösungsmöglichkeiten:
a) Die Gattungen und Arten sind lediglich Begriffe, die ausschließlich im menschlichen Denken bestehen;
b) Die Gattungen und Arten existieren tatsächlich, entweder als Körper oder unkörperlich;
c) Wenn die Gattungen und Arten unkörperlich sind, können sie entweder getrennt von den Körpern oder innerhalb der sinnlich wahrnehmbaren Welt existieren.
Zu diesem Problem ist zu sagen, dass es in erster Linie die aristotelische Vorstellung betrifft, die Dinge der Welt seien als Gattungen und Arten klassifizierbar. Demgegenüber sind die platonischen Ideen nicht nur per definitionem transzendent, sondern sie sind auch keine Gegenstandsklassen, sondern Urbilder, die den Gegenständen vorausliegen.

Themen:

  • Universalienstreit
  • Mittelalterliche Philosophie
  • Neuplatonismus
  • Ontologie
  • Gattungen und Arten

Mox de generibus et speciebus illud quidem, sive subsistunt sive in solis nudis purisque intellectibus posita sunt sive subsistentia corporalia sunt constantia, dicere recusabo (altissimum enim est huiusmodi negotium et maioris egens inqusitionis).

Übersetzer: Boethius

Quelle: S. 1, 10-15 Minio Paluello.

Jetzt aber werde ich in Bezug auf die Gattungen und Arten darauf verzichten zu sagen, ob sie vorhanden sind, sei es dass sie nur in bloßen geistigen Auffassungen gegeben sind, sei es dass sie auch vorhandene Körper sind oder unkörperlich, ferner ob sie abtrennbar oder in den sinnlich wahrnehmbaren Dingen oder in Bezug auf sie vorhanden sind. Dieses Thema ist sehr tiefgehend und bedarf einer anderen, größeren Untersuchung.

Übersetzer: Matthias Perkams