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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Unbekannt: Leben des Secundus S. 70-72

Original:

Beliebt und in vielen Sprachen verfügbar war in der Spätantike die Erzählung vom Philosophen Secundus vor dem als gerecht geltenden Kaiser Hadrian
[1] ἐλθόντα δὲ τὸν Σεκοῦνδον ὁ Ἀδριανός, δοκιμάσαι θέλων εἰ ἀληθῶς ἄρα τὴν σιωπὴν ἀσκεῖ, ἐπαναστὰς πρῶτος ἠσπάσατο αὐτόν. καὶ ὁ μὲν Σεκοῦνδος τὸ σύνηθες τηρεῖ τῆς σιωπῆς. ὁ δὲ Ἀδριανός φησιν αὐτῷ· „λάλησον, φιλόσοφε, ἵνα μάθωμέν σε. οὐ γάρ ἐστι δυνατὸν σιωπῶντος τὴν ἐνοῦσάν σοι σοφίαν ἐπιγνῶναι.“ ὁ δὲ Σεκοῦνδος ὁμοίως ἐσιώπα. ὁ δὲ Ἀδριανός φησιν αὐτῷ· „Σεκοῦνδε, πρίν με ἐλθεῖν καλῶς ἐσιώπας· οὐ γὰρ εἶχες ὄντως ἐνδοξότερόν σου ἀκροατὴν καὶ παραστῆναι τοῖς ῥήμασί σου δυνάμενον. νῦν δ’ ἐγὼ πάρειμι καὶ ἀξιῶ, λάλησον [...]".

[2] ὁ δὲ Σεκοῦνδος οὔτε ᾐδέσθη οὔθ’ ὡς βασιλέα ἐφοβήθη. ἀγανακτήσας δὲ ὁ Ἀδριανὸς ἔφη τριβούνῳ τινὶ λέγων, „ποίησον τὸν φιλόσοφον ἵνα φθέγξηται ἡμῖν λόγον.” καὶ ὁ μὲν τριβοῦνος [...] εἶπεν· „λέοντάς τε καὶ παρδάλεις καὶ ἄλλα θηρία ἔστι πείθειν ἀνθρωπίνῳ στόματι λαλῆσαι, τὴν δὲ τοῦ φιλοσόφου ἀπείθειαν οὔ."

Quelle: Unbekannt: Leben des Secundus /Vita Secundi S. 70-72.
Edition: Perry

Themen:

  • Philosoph
  • Wege des Ichs

[1] [Kaiser] Hadrian, der sich davon überzeugen wollte, dass [der Philosoph] Secundus das [von ihm freiwillig gelobte] Schweigegebot streng befolgte, stand auf und entbot ihm, als er kam, als erster seinen Gruß. Secundus aber bewahrte sein gewöhnliches Schweigen. Daraufhin sprach Hadrian zu ihm: ,Sprich, Philosoph, damit wir Dich kennenlernen; denn es ist unmöglich, deine Weisheit zu erfassen, wenn Du schweigst‘. Secundus aber schwieg weiterhin. Da sprach Hadrian zu ihm: ,Secundus, bevor ich zu Dir kam, war es richtig, dass Du schwiegst, denn Du hattest keinen Zuhörer, der bedeutender war als Du selbst, noch jemanden, der in der Lage gewesen wäre, auf gleicher Ebene Worte zu wechseln. Nun aber bin ich hier und fordere, dass Du sprichst‘ [...].

[2] Doch Secundus war weder von Scham berührt noch von Furcht vor dem Herrscher erfüllt. Da verlor Hadrian schließlich die Fassung, verlangte nach einem Tribunen und befahl diesem: ,Bringe den Philosophen dazu, das Wort an mich zu richten‘. Der Tribun aber erklärte ihm [...]: ,Es mag möglich sein, Löwen, Panther und andere Tiere dazu zu bringen, mit Menschen stimme zu sprechen, jedoch nicht einen Philosophen gegen seinen Willen‘.

Übersetzer: Hahn, leicht geändert

Quelle: S.182