[1] Sokrates: ,Ganz notwendig wird, wer in irgendetwas von Natur verliebt ist, alles seinem Lieblingsgegenstande Verwandte und Angehörige auch lieben‘.
Glaukon: ,Richtig‘. [...]
Sokrates: ,Könntest Du nun etwas der Weisheit Verwandteres finden als die Wahrheit?‘
Glaukon: ,Wie sollte ich?‘ [...]
Sokrates: ,Kann also wohl dieselbe Natur weisheitsliebend/philosophisch sein die Lüge liebend?‘
Glaukon: ,Doch wohl keineswegs‘
[2]
Sokrates: ,Der in der Tat das Lernen Liebende muss also gleich von Jugend an möglichst nach aller Wahrheit streben‘.
Glaukon: ,Allerdings ja‘.
Sokrates: ,Aber bei wem sich die Begierden sehr nach einem einzigen hinneigen, bei dem, wissen wir, sind sie nach anderen Seiten hin desto schwächer. [...] Bei wem sie also nach Kenntnissen und allem dergleichen hinströmen, bei dem gehen sie, denke ich, auf die Freude, welche der Seele an sich zukommt, und halten sich dagegen von den durch den Leib vermittelten Freuden zurück, wenn jemand nicht zum Schein, sondern wahrhaft philosophisch ist. [...] Mäßig ist also ein solcher und keineswegs habsüchtig‘.
Übersetzer: Schleiermacher, leicht geändert