Perkams-Zitatenschatz.de

Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Gregor Thaumaturgos : Dankrede an Origenes VI 73-76

Original:

Gregor Thaumaturgos berichtet über seinen Empfang bei seinem philosophischen Lehrer Origenes
Ὁ δ’ ὑποδεξάμενος ἐξ ἡμέρας τῆς πρώτης, τῆς ὄντως ἐμοὶ πρώτης, τῆς τιμιωτάτης πασῶν, εἰ δεῖ λέγειν, ἡμερῶν [...] ἀποδιδράσκειν πειρωμένους [...], συνδήσασθαι πάντα τρόπον ἐμηχανήσατο· πάντας λόγους στρέφων [...] καὶ πάσας τὰς δυνάμεις αὐτοῦ προχειριζόμενος· ἐπαινῶν μὲν φιλοσοφίαν καὶ τοὺς φιλοσοφίας ἐραστὰς μακροῖς τοῖς ἐπαίνοις καὶ πολλοῖς τοῖς τε προσήκουσι, τούτους μόνους ζῆν ὄντως τὸν λογικοῖς προσήκοντα βίον λέγων, τοὺς ὀρθῶς βιοῦν ἐπιτηδεύοντας, ἑαυτούς τε γινώσκοντας πρῶτον οἵτινές εἰσι, κἄπειτα τὰ ὄντως ἀγαθά, ἃ μεταδιώκειν ἄνθρωπον χρή, καὶ τὰ ἀληθῶς κακά, ὧν ἀποτρέχειν δεῖ· ψέγων δὲ τὴν ἀμαθίαν καὶ πάντας τοὺς ἀμαθεῖς·

Quelle: Gregor Thaumaturgos : Dankrede an Origenes /Oratio prosphonetica ad Origenem VI 73-76.
Edition: Gregor der Wundertäter, Oratio prosphonetica ac panegyrica in Origenem. Dankrede an Origenes, übersetzt von Peter Guyot, eingeleitet von Richard Klein (Fontes Christiani 24), Freiburg u.a. 1996 (Griechisch-Deutsch).

Auslegung:

Die Zitate Nummer 747-752 schildern die Etappen einer spätantiken philosophischen Ausbildung. Diese werden berichtet von Gregor Thaumaturgos (bzw. Gregor dem Wundertäter, 213-270), der in den 230er Jahren eine philosophische Ausbildung beim Christen Origenes in Kaisareia in Palästina erhielt. In seiner Dankrede an seinen Lehrer schildert Gregor in idealtypischer Weise die einzelnen Stufen des Unterrichts und gibt uns so einen Eindruck davon, wie man sich in der Antike einen gelingenden Philosophieunterricht vorstellt. Diese Formulierung lässt schon erahnen, dass Gregor einen idealisierten Bericht geben will, so dass es ihm weniger darum geht, ob tatsächlich jeder Schritt genau so erfolgt ist, wie er es berichtet. Bemerkenswert ist auch, dass sein Bericht wenig spezifisch Christliches enthält, sondern eher ein philosophisches Curriculum darstellt, so wie die Antike diesen versteht. – In diesem Zitat bemüht sich Origenes als erstes, seine jugendlichen Schüler (Gregor und seinen Bruder) für die Philosophie zu begeistern, und betont, dass Philosophie die richtige Beschäftigung für rationale Wesen ist, an deren Selbsterkenntnis er appelliert.

Themen:

  • Wege des Ich
  • Origenes
  • Philosophie
  • Philosophieunterricht
  • Selbsterkenntnis
  • Didaktik

Er hat uns vom ersten Tag an aufgenommen; es war in Wahrheit mein erster, mein wertvollster Tag von allen, wenn ich so sagen darf; [...] als wir fortzulaufen versuchten, dachte er sich Kunstgriffe aller Art aus, um uns an sich zubinden, verwickelte uns in Unterhaltungen [...] und bot alle seine Kräfte auf. Er pries die Philosophie und die Liebhaber der Philosophie mit großen Lobreden und vielen passenden Worten, indem er sagte, nur diejenigen würden in Wahrheit ein Leben nach den Regeln der Vernunft führen, die sich bemühten, auf rechte Weise zu leben. Sie müssten zuerst sich selbst erkennen, wer sie sind, und dann dasjenige wahrhaft Gute, das der Mensch erstreben, und das wirklich Schlechte, das er meiden soll. Er tadelte die Unwissenheit und alle Unwissenden.

Übersetzer: Peter Guyot, leicht angepasst von Matthias Perkams