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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Gregor Thaumaturgos : Dankrede an Origenes VI 81. 83

Original:

Zu Beginn der philosophischen Ausbildung schließt der Lehrer Origenes Freundschaft mit seinen Schülern, wie Gregor Thaumaturgos berichtet
Καὶ γὰρ καὶ φιλίας ἡμῖν κέντρον ἐνέσκηψεν, οὐκ εὐκαταγώνιστόν τι, δριμὺ δὲ καὶ ἀνυτικώτατον, δεξιότητος καὶ διαθέσεως τῆς ἀγαθῆς, ὅση εὐνοητική τις ἡμῖν αὐταῖς ταῖς φωναῖς αὐτοῦ προσφθεγγομένου καὶ ὁμιλοῦντος ἐνεφαίνετο·[...] Οἷος οὖν τις σπινθήρ, ἐνσκήψας μέσῃ τῇ ψυχῇ ἡμῶν, ἀνήπτετό τε καὶ ἐξεκαίετο ὅ τε πρὸς τὸν ἁπάντων ὑπὸ κάλλους ἀρρήτου ἐπακτικώτατον αὐτὸν λόγον τὸν ἱερὸν τὸν ἐρασμιώτατον, καὶ ὁ πρὸς τὸν ἄνδρα τόνδε τὸν αὐτοῦ φίλον καὶ προήγορον ἔρως.

Quelle: Gregor Thaumaturgos : Dankrede an Origenes /Oratio prosphonetica ad Origenem VI 81. 83.
Edition: Gregor der Wundertäter, Oratio prosphonetica ac panegyrica in Origenem. Dankrede an Origenes, übersetzt von Peter Guyot, eingeleitet von Richard Klein (Fontes Christiani 24), Freiburg u.a. 1996 (Griechisch-Deutsch).

Auslegung:

Im zweiten Schritt seiner philosophischen Ausbildung, deren Beginn in Zitat Nummer 747, geschildert wurde, baut Origenes ein Freundschaftsverhältnis zu seinen Schülern auf, zum Berichterstatter Gregor Thaumaturgos und zu dessen Bruder. Daran zeigt sich, dass der antike Philosophieunterricht nicht in erster Linie eine Wissensvermittlung ist, sondern eine Bildung des ganzen Menschen in der Gemeinschaft mit dem philosophischen Lehrer, mit dem die Schüler zusammenleben. Der Aufbau der Freundschaft setzt dabei die gemeinsame Begeisterung für die Philosophie als Basis voraus (vgl. Zitat Nummer 747), geht aber dem eigentlichen Unterricht noch voraus.

Themen:

  • Wege des Ich
  • Origenes
  • Freundschaft
  • Philosophieunterricht

Er schleuderte auch noch den Stachel der Freundschaft auf uns, gegen den man nicht leicht ankämpfen kann, weil er scharf und sehr zielsicher ist, [den Stachel] seiner Gewandtheit und guten Gesinnung, die uns schon allein durch seine Worte als sehr freundlich zu erkennen gab, wenn er uns ansprach und sich mit uns unterhielt. [...] Wie ein Funke, der mitten auf unsere Seele übersprang, wurde [die Liebe] zu dem heiligen, lieblichsten Wort selbst entzündet und angefacht, das wegen seiner unsagbaren Schönheit alle Menschen am mächtigsten anzieht, und zugleich die Liebe zu diesem Mann, seinem Freund und Fürsprecher.

Übersetzer: Peter Guyot, leicht angepasst von Matthias Perkams