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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Gregor Thaumaturgos : Dankrede an Origenes XIII 150f

Original:

Die Theologie als Abschluss der philosophischen Ausbildung
Ἐπὶ τῇ ἄλλῃ πάσῃ φιλοπονίᾳ καὶ σπουδῇ τὴν περὶ θεολογίας διδασκαλίαν καὶ εὐλάβειαν πῶς ἂν ἐξέλθοιμι τῷ λόγῳ, εἰς αὐτὴν τὴν διάθεσιν εἰσδὺς τοῦ ἀνδρός, σὺν οἵᾳ γνώμῃ καὶ παρασκευῇ τοὺς περὶ τοῦ θείου πάντας ἐκμανθάνειν ἡμᾶς ἤθελε λόγους, φυλαττόμενος, μή πη κινδυνεύσαιμεν περὶ τὸ ἀναγκαιότατον ἁπάντων, τὴν τοῦ πάντων αἰτίου γνῶσιν. Φιλοσοφεῖν μὲν γὰρ ἠξίου ἀναλεγομένους τῶν ἀρχαίων πάντα ὅσα καὶ φιλοσόφων καὶ ὑμνῳδῶν ἐστι γράμματα πάσῃ δυνάμει [...] πλὴν ὅσα τῶν ἀθέων εἴη.

Quelle: Gregor Thaumaturgos : Dankrede an Origenes /Oratio prosphonetica ad Origenem XIII 150f.
Edition: Gregor der Wundertäter, Oratio prosphonetica ac panegyrica in Origenem. Dankrede an Origenes, übersetzt von Peter Guyot, eingeleitet von Richard Klein (Fontes Christiani 24), Freiburg u.a. 1996 (Griechisch-Deutsch).

Auslegung:

Dieser Text stellt das Ende des philosophischen Unterrichts dar, den Gregor Thaumaturgos bei seinem Lehrer Origenes durchläuft (Zitate Nummer 747-751). Dieses Ende des Kurses stellt, wie Origenes auch anderswo sagt (Zitat Nummer 177), die Beschäftigung mit dem Göttlichen dar, die hier Theologie genannt wird. Gemeint ist damit nicht eine spezifisch christliche Form der Offenbarungstheologie, sondern die Rede von Gott (Theo-Logie) als Höhepunkt eines Philosophiestudiums in platonischer Tradition. Wie Gregor auch selbst bestätigt, wird diese Theologie anhand philosophischer Schriften gelehrt, solange diese nur nicht von „Atheisten“ geschrieben sind. Mit diesem von Platon stammenden Wort sind Philosophen gemeint, die anders als Platoniker (und Christen) dem Göttlichen nicht den schuldigen Respekt entgegenbringen. Jedenfalls beschränkt sich Origenes’ theologischer Unterricht nicht auf christliche Texte. Vielmehr ermöglicht die gründliche Ausbildung, die die Schüler erhalten haben, diesen eine Urteilsfähigkeit, dank derer der Lehrer ihnen zutraut Texte aus verschiedenen Traditionen zu lesen, um sich dem Göttlichen anzunähern.

Themen:

  • Philosophie und Theologie
  • Wege des Ich
  • Aufstieg (der Seele)
  • Gott
  • Lesen/Lektüre
  • Philosophieunterricht
  • Theologie (philosophische)

Wie könnte ich wohl neben all seinem sonstigen Fleiß und Arbeitseifer seine Lehre und Gewissenhaftigkeit in Bezug auf die Theologie in meiner Rede weiter schildern und in die Grundhaltung dieses Mannes eindringen, mit welcher Einsicht und Vorbereitung er wollte, dass wir alle Inhalte über das Göttliche gründlich studierten, weil er darum besorgt war, dass wir keine Gefahr in Bezug auf das Allernotwendigste liefen, die Erkenntnis der Ursache von allem. Denn er forderte, dass wir Philosophie treiben, indem wir mit ganzer Kraft alle vorhandenen Schriften der alten Philosophen und Dichter lasen [...] außer denen der Atheisten.

Übersetzer: Peter Guyot, leicht angepasst von Matthias Perkams