Original:
Justin, Philosoph und Märtyrer, über seine Erfahrungen mit philosophischen Lehrern
a) ἐγώ τε κατ’ ἀρχὰς [...] ἐπέδωκα ἐμαυτὸν Στωϊκῷ τινι· καὶ διατρίψας ἱκανὸν μετ’ αὐτοῦ χρόνον, ἐπεὶ οὐδὲν πλέον ἐγίνετό μοι περὶ θεοῦ (οὐδὲ γὰρ αὐτὸς ἠπίστατο, οὐδὲ ἀναγκαίαν ἔλεγε ταύτην εἶναι τὴν μάθησιν), τούτου μὲν ἀπηλλάγην,
b) ἐπ’ ἄλλον δὲ ἧκα, Περιπατητικὸν καλούμενον, δριμύν, ὡς ᾤετο. καί μου ἀνασχόμενος οὗτος τὰς πρώτας ἡμέρας ἠξίου με ἔπειτα μισθὸν ὁρίσαι, ὡς μὴ ἀνωφελὴς ἡ συνουσία γίνοιτο ἡμῖν. καὶ αὐτὸν ἐγὼ διὰ ταύτην τὴν αἰτίαν κατέλιπον, μηδὲ φιλόσοφον οἰηθεὶς ὅλως.
c) τῆς δὲ ψυχῆς ἔτι μου σπαργώσης ἀκοῦσαι τὸ ἴδιον καὶ τὸ ἐξαίρετον τῆς φιλοσοφίας, προσῆλθον εὐδοκιμοῦντι μάλιστα Πυθαγορείῳ [...] Τί δαί; ὡμίλησας, ἔφη, μουσικῇ καὶ ἀστρονομίᾳ καὶ γεωμετρίᾳ; [...] πολλά τε ἐπαινέσας ταῦτα τὰ μαθήματα καὶ ἀναγκαῖα εἰπὼν ἀπέπεμπέ με, ἐπεὶ αὐτῷ ὡμολόγησα μὴ εἰδέναι. ἐδυσφόρουν οὖν, ὡς τὸ εἰκός, ἀποτυχὼν τῆς ἐλπίδος.
Quelle:
Justin:
Dialog mit dem Tryphon
/
Dialogus cum Tryphone
(
dial. try.)
2, 3-5.
Edition: Iustini Martyris ›Dialogus cum Tryphone‹. Edited by M. Marcovich (Patristische Texte und Studien 47), Berlin 1997.
Auslegung:
Der Text stellt eine typische, von Klischees überladene antike Philosophenbiographie dar, in der die Wahl der eigenen philosophischen Richtung (in Justins Fall das Christentum, vgl. Zitat Nummer 250 und 693) dadurch gerechtfertigt wird, dass er vorher viele andere Richtungen ausprobiert habe. Diese werden aber nur schematisch dargestellt: Die Stoiker a) werden als uninteressiert an der Frage nach Gott apostrophiert, was auch aus antiker Perspektive bereits ein Manko ist. Sachlich ist das für die Stoiker auch nicht zutreffend (vgl. die Zitate Nummer 169 und 170). Über die aristotelische Schule bzw. die Peripatetiker b) weiß Justin nichts zu sagen und bringt nur das Klischee der Geldgier vor. Das ist ein allgemeiner Vorwurf gegen alle Philosophen, da man in der Antike davon ausgeht, dass philosophischer Unterricht, dessen Wert ja in ihm selbst liegt, kostenlos zu erfolgen hat. Über die Pythagoreer c) wird, wohl nicht unzutreffend gesagt, dass die so genannten „freien Künste“, insbesondere die mathematischen Fächer, von ihnen zur Vorbedingung der Philosophie gemacht wurden. Für Justin ist das insofern nicht angemessen, weil er, wie viele Philosophen seiner Zeit, die eigentlich philosophische Beschäftigung als Arbeit an der eigenen Seele versteht.
Themen:
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Wege des Ich
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Philosophie
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Philosophieunterricht
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Philosophen (Stereotypen über)
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Stoiker (Klischees über)