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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Boethius, Anicius Manlius Severinus: Der Trost der Philosophie III Prosa 10

Original:

Die Philosophie zeigt auf, dass Gott das vollendete Glück ist
Deum, rerum omnium principem, bonum esse communis humanorum conceptio probat animorum. [...] Ita vero bonum esse deum ratio demonstrat, ut perfectum quoque in eo bonum esse convincat. [...] Sed perfectum bonum veram esse beatitudinem constituimus: veram igitur beatitudinem in summo deo sitam esse necesse est.

Quelle: Boethius, Anicius Manlius Severinus: Der Trost der Philosophie /Consolatio philosophiae (cons.) III Prosa 10.
Edition: Boethius, De consolatione philosophiae. Opuscula theologica. Edidit C. Moreschini, München 2000.

Auslegung:

Nachdem Boethius im Verlauf des Trosts der Philosophie von der Trauer über Verlorenes weggeführt wurde (Zitat Nummer 772), wird er nun zur wahren Glückseligkeit hingeführt. Diese wird in Gott verordnet. Die Idee, dass Gott gut ist, stellt Boethius als „allgemeinen Begriff des Geistes“ dar, d.h. als eine Ansicht, die bei allen Menschen gleichsam von Natur aus vorhanden ist. Faktisch bezieht er sich aber auf Platon zurück, dessen Schöpfergott aus dem „Timaios“ ebenfalls als „gut“ bezeichnet wird (Zitat Nummer 33). Boethius’ Gottesbegriff ist also vordergründig, so wie der ganze „Trost der Philosophie“ nicht christlich geprägt. Trotzdem kann der Text natürlich leicht unter christlichen Vorzeichen gelesen werden. Übrigens ist der Gott des „Timaios“ für Platon ja auch keineswegs das höchste, glücklich machende Prinzip, sondern er ist relativ niedrigen Ranges und muss nach oben zu Ideen blicken (Zitat Nummer 32, Abschnitt b). Das wird von Boethius ignoriert.

Themen:

  • Glück
  • Gott
  • Wege des Ich
  • Eudaimonie
  • Glückseligkeit
  • Timaios

Dass Gott, der Ursprung aller Dinge, gut ist, billigt ein allgemeiner Begriff des menschlichen Geistes. [...] Die Vernunft zeigt aber, dass Gott so gut ist, dass das vollendete Gut in ihm enthalten ist. [...] Wir haben aber festgestellt, dass das vollendete Gute auch die wahre Glückseligkeit ist; also muss notwendig in dem höchsten Gott auch die wahre Glückseligkeit gelegen sein.

Übersetzer: Gothein/Gigon/Gegenschatz, leicht geändert