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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Abaelard, Peter: Sentenzen 26, p. 114 Buzzetti = p. 100 Luscombe

Original:

Abaelard über die Wirkungen der Liebe als Motivation
Sine culpa duobus modis nitimur: Cum enim quandoque videamus aliqua evenire quae nobis inconvenienter fieri videntur, non putamus illa a deo disponi et ideo contra vadimus et ne eveniant desideramus. Hoc enim ignorantia excusat. Ex affectu quoque caritatis vel aliquo naturali affectu hoc idem facimus, ut cum videt quis patrem suum mori, scit sic esse in dispositione dei et tamen vult ut non moriatur et dolet quia moritur. In quo notandum, quod quandoque bona voluntas hominis a voluntate dei discordat, quandoque mala cum ea concordat. [...] Huiusmodi ergo fletus et dolores [...] irrationabiles sunt quia in errore consistunt. Quicumque enim quod perficere nequeant, illud aggrediuntur, errant. Sunt tamen absque culpa quia ex caritatis vel alicuius naturalis affectu dilectionis procedit.

Quelle: Abaelard, Peter: Sentenzen /Sententiae magistri Petri Abaelardi 26, p. 114 Buzzetti = p. 100 Luscombe.
Edition: N.N.

Themen:

  • Gott und die Welt
  • Trauer
  • Gesetz und Gewissen

Ohne Schuld bemühen wir uns auf zwei Arten [gegen Gottes Anordnung]: Wenn wir nämlich manchmal sehen, dass Dinge geschehen, die uns unangemessen zu geschehen scheinen, glauben wir nicht, dass sie von Gott angeordnet wurden, gehen in die entgegengesetzte Richtung und wünschen, dass sie nicht geschähen. Das entschuldigt die Unwissenheit. Auch aus der Neigung wahrer Liebe oder irgendeiner natürlichen Neigung tun wir das Gleiche. Auch aus einem Affekt wahrer Liebe oder irgendeinem natürlichen Affekt tun wir genau dasselbe, zum Beispiel wenn jemand sieht, dass sein Vater stirbt, weiß, dass dies in Gottes Anordnung liegt und doch will, dass er nicht stirbt, und trauert, weil er stirbt. Hieran ist zu beachten, dass bald der gute Wille des Menschen vom Willen Gottes abweicht, bald der schlechte mit ihm übereinstimmt. [...] Also sind Weinen und Schmerzen dieser Art [...] unvernünftig, weil sie in einem Irrtum bestehen. Denn alle, die in Angriff nehmen, was sie nicht ausführen können, irren. Trotzdem sind sie ohne Schuld aus einem Affekt der wahren oder irgendeiner Liebe erfolgt.


Übersetzer: N.N.