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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Bonaventura : Wegweiser für den Geist in Gott hinein Prologus

Original:

Der christliche Theologe Bonaventura aus dem Franziskanerorden schildert die inneren Voraussetzungen des Mystikers
[1] Non enim dispositus est aliquo modo ad contemplationes divinas, quae ad mentales ducunt excessus, nisi cum Daniele sit vir desideriorum. Desideria autem in nobis inflammantur dupliciter, scilicet per clamorem orationis, quae rugire facit a gemitu cordis, et per fulgorem speculationis, qua mens ad radios lucis directissime et intensissime se convertit. [...]
[2] Speculationes subiectas propono insinuans, quod parum aut nihil est speculum exterius propositum, nisi speculum mentis nostrae tersum fuerit et politum. Exerce igitur te, homo Dei, prius ad stimulum conscientiae remordentem, antequam oculos eleves ad radios sapientiae in eius speculis relucentes, ne forte ex ipsa radiorum speculatione in graviorem incidas foveam tenebrarum.

Quelle: Bonaventura : Wegweiser für den Geist in Gott hinein /Itinerarium mentis in Deum Prologus .
Edition: N.N.

Themen:

  • Gott und die Welt
  • Mystik

[1] Denn zu den göttlichen Betrachtungen, die zu geistigen Entrückungen führen, ist nur derjenige richtig aufgestellt, der wie Daniel ein Mann des Verlangens ist. Das Verlangen wird aber in uns auf zweifache Weise entzündet, nämlich durch das Schreien des Gebets, das ein Brüllen hervorruft aus dem Stöhnen des Herzens heraus, und durch den Glanz des Überlegens, in dem sich der Geist auf die direkteste und intensivste Weise den Strahlen des Lichts zuwendet. [...]
[2] Die vorliegenden Überlegungen lege ich dir vor mit dem Hinweis, dass der von außen vorgehaltene Spiegel wenig oder gar nichts nützt, wenn nicht der Spiegel unseres Geistes rein und sauber ist. Übe Dich also zuerst, Du Mensch Gottes, auf den beißenden Stachel des Gewissens hin, bevor du die Augen zu den Strahlen der Weisheit erhebst, die in ihren Spiegeln widerleuchten.

Übersetzer: Kaup, geändert