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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Abaelard, Peter: Theologia ,Scholarium‘ III 15

Original:

Peter Abaelard wendet sich mit wahrscheinlichen Argumenten an seine Zuhörer
Haec quidem ad astruendam divinae singularitatem excellentiae pro rationibus induci satis esse arbitror. Quibus et facile assentire quemque bonum existimo qui, nulli invidus, omnium rerum commendationi plurimum congaudet. Magis autem honestis quam necessariis rationibus nitimur, quoniam apud bonos id semper praecipuum statuitur quod ex honestate amplius commendatur, et ea semper potior est ratio quae ad honestatem amplius quam ad necessitatem vergit, praesertim cum quae honesta sunt per se placeant atque nos statim ad se sua vi quadam alliciant.

Quelle: Abaelard, Peter: Theologia ,Scholarium‘ /Theologia ,Scholarium‘ (Tsch.) III 15.
Edition: N.N.

Auslegung:

- Peter Abaelard über die nötige Offenheit, um Aussagen über die Götter zuzustimmen (Gott und die Welt) (VL Gott und die Welt) - Ansatz: Wahrscheinliche statt notwendige Gründe → Primat der Überzeugung gegenüber der argumentativen Überredung
- Primat der wahrscheinlichen gegenüber den notwendigen Gründen ruht auf deren Selbstwert → Vergleich des in-sich-guten gegenüber dem nur Notwendigen
- Ethischer Ansatz: Die Rede richtet sich v.a. an die Güte der Menschen → nicht an jeden, sondern an den offenen, überzeugbaren
- sachlicher Anschluss an antike Modelle, die letztlich auch aufgrund der Güte der Ordnung des Universums überzeugten, aber methodisch stärker ausgeformt
(VL Gott und die Welt)

Themen:

  • Glauben
  • Gott
  • Gott und die Welt

Damit sind, denke ich, genug Gründe angeführt, um die ausgezeichnete Einzigkeit der Gottheit darzulegen. Ich meine, ihnen wird auch leicht jeder Gute zustimmen, der ohne Neid auf jemand die größte Freude an der Empfehlung aller Dinge hat. Wir stützen uns aber eher auf moralisch einleuchtende als auf notwendige Gründe, weil bei den Guten immer das vorzüglich festgehalten wird, das mehr aus moralischem Einleuchten empfohlen wird, und der Vernunftgrund immer stärker ist, der eher zur moralischen Einsicht als zur Notwendigkeit neigt, zumal das, was moralisch einleuchtend ist, durch sich selbst gefällt und uns sofort mit einer bestimmten, ihm eigenen Kraft zu sich hinzieht.

Übersetzer: eigene Übersetzung