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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Nikolaus von Kues: Die Mutmaßungen I 5, 21

Original:

Cusanus erklärt Mutmaßungen zum Weg der Annäherung an Gott
Quamvis verius videatur deum nihil omnium, quae aut concipi aut dici possunt, exsistere quam aliquid eorum, non tamen praecisionem attingit negatio, cui obviat affirmatio. Absolutior igitur veritatis exsistit conceptus, qui ambo abicit opposita, disiunctive simul et copulative. Non poterit enim infinitius responderi ,an deus sit‘ quam quod ipse nec est nec non est atque quod ipse nec est et non est. [...] Haec quidem subtilissima coniecturalis responsio est ad omnia quaesita aequa. Coniecturalis autem est, cum praecisissima ineffabilis inattingibilisque tam ratione maneat quam intellectu.

Quelle: Nikolaus von Kues: Die Mutmaßungen /De coniecturis I 5, 21.
Edition: N.N.

Themen:

  • Gott und die Welt

Wenn es auch wahrer zu sein scheint, dass Gott nichts von all dem ist, was man begreifen oder aussprechen kann, als dass er etwas davon ist, so erreicht eine Verneinung, der eine Bejahung gegenübersteht, doch keine Präzision. Es gibt also einen absoluteren Begriff von Wahrheit, der beide Gegensätze verwirft, indem er sie gleichzeitig trennt und verbindet. Denn man wird die Frage ,Gibt es Gott?‘ nicht unendlicher beantworten können als so: Weder gibt es ihn, noch gibt es ihn nicht, noch gibt es ihn und gibt es ihn nicht. [...] Diese höchst scharfsinnige mutmaßende Antwort ist für alle Probleme gleich. Mutmaßend aber ist sie, weil eine vollständig präzise unaussprechlich und unerreichbar bleibt, mit der Vernunft wie mit dem Intellekt.

Übersetzer: N.N.