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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Anselm von Canterbury: Proslogion II

Original:

Anselm von Canterburys ontologischer Gottesbeweis
Dixit insipiens in corde suo: Non est deus‘ [...] Convincitur [...] etiam insipiens esse vel in intellectu aliquid quo nihil maius cogitari potest, quia hoc cum audit intelligit, et quicquid intelligitur in intellectu est. Et certe id quo maius cogitari nequit, non potest esse in solo intellectu. Si enim vel in solo intellectu est, potest cogitari esse et in re, quod maius est. Si ergo id quod maius cogitari non potest, est in solo intellectu: id ipsum quo maius cogitari non potest, est quo maius cogitari potest. Sed certe hoc esse non potest. Existit ergo procul dubio aliquid quo maius cogitari non valet, et in intellectu et in re.

Quelle: Anselm von Canterbury: Proslogion /Proslogion (pros.) II.
Edition: N.N.

Auslegung:

- ausdrückliche Reflexion der Unterscheidung von Denken und Wirklichkeit
- Wirklichkeit ist Prämisse jedes wahrhaften Denkens.
- Konsequenz ergibt sich aus den Zugeständnissen des Gesprächspartners: Jeder hat einen Begriff, „im Vergleich zu dem nichts Größeres gedacht werden kann“
→ Diesem Begriff muss etwas entsprechen, sonst kann noch etwas Größeres gedacht werden → Notwendigkeit des Existierens von etwas Höchstem, das jeder denken kann
→ Ein Element des Denkens fordert begrifflich seine Notwendigkeit
→ strikt apriorischer Beweis, der aus der Denknotwendigkeit auf ein Sein schließt
(VL Gott und die Welt)

Themen:

  • ontologischer Gottesbeweis
  • Gottesbeweis
  • Gott und die Welt

Der Tor sprach in seinem Herzen: Es gibt Gott nicht‘ (Psalm 13, 1). [...] Auch der Tor ist davon überzeugt, dass es im Denken etwas gibt, im Vergleich zu dem nichts Größeres erdacht werden kann. Denn, wenn er dies hört, denkt er es, und was er denkt, ist im Denken. Nun kann das, im Vergleich zu dem nichts Größeres erdacht werden kann, nicht nur im Denken existieren. Denn wenn es nur im Denken ist, dann kann erdacht werden, es sei zusätzlich in der Wirklichkeit, was größer ist. Wenn also das, im Vergleich zudem nichts Größeres erdacht werden kann, nur im Denken existiert, so ist das, im Vergleich zu dem nichts Größeres erdacht werden kann‘, etwas, im Vergleich wozu sehr wohl etwas Größeres erdacht werden kann. Aber das kann gewiss nicht sein. Also existiert ohne Zweifel etwas, im Vergleich zu dem nichts Größeres gedacht werden kann, sowohl im Denken als auch in der Wirklichkeit.

Übersetzer: eigene Übersetzung