Original:
Spinoza erklärt die Unendlichkeit der Wirklichkeit aus der Unendlichkeit Gottes
Propositio XVI. Ex necessitate divinae naturae, infinita infinitis modis (hoc est, omnia, quae sub intellectum infinitum cadere possunt) sequi debet.
Demonstratio. Haec propositio unicuique manifesta esse debet, si modo hoc attendat, quod ex data cuiuscunque rei definitione plures proprietates intellectus concludit, quae revera ex eadem (hoc est, ipsa rei essentia) necessario sequuntur.
Quelle:
Spinoza, Baruch de:
Die Ethik, auf geometrische Weise geordnet
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Ethica more geometrico ordinata
I, Lehrsatz 16f. (p. 114f. = 16–60f.).
Edition: Spinoza, Baruch de. Tractatus De Intellectus Emendatione. Ethica/Abhandlung über Die Berichtigung des Verstandes. Ethik. Herausgegeben von K. Blumenstock. 4., unveränd. Aufl. Darmstadt: WBG 1989 (= Opera. lateinisch und deutsch, Band 2).
Auslegung:
In diesem Lehrsatz folgert Spinoza nach geometrischer Methode (vgl. Zitat Nummer 807) die Unendlichkeit der von Gott (vgl. Zitat Nummer 810) gebildeten Wirklichkeit. Er geht damit von einer Korrespondenztheorie der Wahrheit aus, bei der alle unendlichen Eigenschaften der Wirklichkeit von einem ebenso unendlichen Intellekt gefolgert werden können. Das erinnert an den rationalen Aufbau der einen Wirklichkeit nach der Stoa, erhält aber durch den scotischen Begriff einer aktualen Unendlichkeit (Zitate Nummer 809 und 822), eine besondere Weite, die die Fruchtbarkeit von Spinozas Ansatz erahnen lässt.
Themen:
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Gott und die Welt
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Unendlichkeit
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Gott
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Intellekt (Formen des Intellekts)
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Notwendigkeit
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Substanz