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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Spinoza, Baruch de: Die Ethik, auf geometrische Weise geordnet I, Lehrsatz 33

Original:

Spinoza begründet die Notwendigkeit, die der Entstehung der Welt innewohnt
Propositio XXXIII. Res nullo alio modo, neque alio ordine a Deo produci potuerunt, quam productae sunt. [...]
Scholium. [...] Non dubito, quin multi hanc sententiam, ut absurdam, explodant [...]; idque nulla alia de causa, quam quia Deo aliam libertatem assueti sunt tribuere, longe diversam ab illa, qua a nobis (Defin. 7.) tradita est; videlicet, absolutam voluntatem. [...] Res nullo alio potuisse modo, neque ordine a Deo creari [...] facile erit ostendendum. [...] Nam alias imperfectionis et inconstantiae argueretur. At cum in aeterno non detur ,quando‘, ,ante‘, nec ,post‘: hinc, ex sola scilicet Dei perfectione, sequitur, Deum aliud decernere nunquam posse, nec umquam potuisse. [...]
Quare argumentum in ipsos retorquere possum, hoc modo. Omnia a Dei potestate pendent. Ut res itaque aliter se habere possint, Dei necessario voluntas aliter se habere etiam deberet; atqui Dei voluntas aliter se habere nequit. (ut modo ex Dei perfectione evidentissime ostendimus). Ergo neque res aliter se habere possunt.

Quelle: Spinoza, Baruch de: Die Ethik, auf geometrische Weise geordnet /Ethica more geometrico ordinata I, Lehrsatz 33.
Edition: N.N.

Themen:

  • Entstehung der Welt
  • Gott und die Welt
  • Freiheit

Lehrsatz 33: Die Dinge haben auf keine andere Weise und in keiner anderen Ordnung von Gott hervorgebracht werden können, als sie hervorgebracht worden sind. [...]
Erläuterung. [...] Ich zweifle nicht, dass viele diese Meinung als widersinnig verwerfen [...], und das aus keinem andern Grunde, als weil sie gewohnt sind, Gott eine andere Freiheit zuzuschreiben, welche von der, die wir (Definition 7) angegeben haben, weit entfernt ist, nämlich einen absoluten Willen. [...] Dass die Dinge auf keine andere Weise und in keiner andern Ordnung von Gott haben erschaffen werden können [...], wird leicht zu zeigen sein. [...] Denn sonst würde er der Unvollkommenheit und Unbeständigkeit angeklagt. Da es aber im Ewigen kein ,wann‘, kein ,vorher‘ und kein ,nachher‘ gibt, so folgt deshalb allein aus der Vollkommenheit Gottes, dass Gott nie etwas anderes beschließen könne noch je gekonnt habe. [...].
Darum kann ich das Argument gegen sie selbst folgendermaßen zurückwenden. Alles hängt von der Macht Gottes ab. Damit sich die Dinge also anders verhalten können, müsste notwendig der Wille Gottes sich auch anders verhalten. Nun kann sich der Wille Gottes aber nicht anders verhalten (wie wir oben aus Gottes Vollkommenheit aufs Deutlichste gezeigt haben), also können sich auch die Dinge nicht anders verhalten.

Übersetzer: Gebhardt, leicht geändert