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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Wilhelm von Ockham: Schriftliche Fassung der Sentenzenvorlesung Prolog I 1, nr. 11. 21

Original:

In Anbetracht dieser Annahme, dass Einzeldinge je für sich existieren, entwickeln die Voluntaristen die Idee einer intutiven Erkenntnis (cognitio intuitiva). Ockham erklärt sie folgendermaßen
[1] Manifestum est, quod ista propositio ,ista albedo est‘ non dependet nec praesupponit aliquam mihi notiorem, virtute cuius possum scire istam. [...]
[2] Notitia intuitiva rei est talis notitia, virtute cuius potest sciri, utrum res sit vel non, ita quod, si res sit, statim intellectus iudicat eam esse et evidenter cognoscit eam esse, nisi forte impediatur propter imperfectionem illius notitiae.
[3] Et eodem modo, si esset perfecta talis notitia per potentiam divinam conservata de re non existente, virtute illius notitiae incomplexae evidenter cognosceret illam rem non esse.

Quelle: Wilhelm von Ockham: Schriftliche Fassung der Sentenzenvorlesung /Ordinatio Prolog I 1, nr. 11. 21.
Edition: Imbach, S. 140. 146

Themen:

  • Erkenntnis
  • Gott und die Welt

[1] Es liegt klar zutage, dass der Aussagesatz ,dieses Weiße ist‘ weder von einem anderen abhängt noch einen anderen, mir bekannten voraussetzt, kraft dessen ich ihn wissen kann. [...]
[2] Die intuitive Erkenntnis eines Dinges ist eine solche Erkenntnis, kraft derer gewusst werden kann, ob ein Ding ist oder nicht, so dass, wenn das Ding ist, der Intellekt unmittelbar urteilt, dass es ist, und mit Evidenz erkennt, dass es ist, es sei denn, er wird zufällig wegen der Unvollkommenheit dieser Erkenntnis daran gehindert.
[3] Auf dieselbe Weise würde er, wenn eine solche vollkommene Erkenntnis über ein nicht existierendes Ding durch die Macht Gottes erhalten würde, kraft dieser unverknüpften Erkenntnis mit Evidenz erkennen, dass dieses Ding nicht ist.

Übersetzer: N.N.