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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Gregor von Nyssa: Über die Seele und die Auferstehung Gregorii Nysseni Opera 3, 3 (p. 1, 4-8; 2, 9-3, 1; 4, 1f.; 5, 2-7 Spira)

Original:

Gregor von Nyssa begegnet in seinem Dialog ,Über die Seele und die Auferstehung‘ seiner Schwester Makrina als tröstender Lehrerin
[1] Κἀγὼ […] Πῶς ἔστιν, εἶπον, ἐν ἀνθρώποις τοῦτο κατορθωθῆναι, οὕτως ἐν ἑκάστῳ φυσικῆς τινος πρὸς τὸν θάνατον τῆς διαβολῆς ὑπαρχούσης, καὶ οὔτε τῶν ὁρώντων τοὺς ἀποθνήσκοντας εὐκόλως καταδεχομένων τὴν θέαν, οἷς τε ἂν προσίῃ ὁ θάνατος ἀποφευγόντων ἐφ’ ὅσον οἷόν τε; […]
[2] Τί δὲ, φησὶν ἡ διδάσκαλος, τί σοι μάλιστα λυπηρὸν αὐτὸ ἐφ’ ἑαυτοῦ, τὸ τοῦ θανάτου δοκεῖ; […]
Ἔξοδον […] ψυχῆς ἀκούσαντες, τὸ μὲν ὑπολειφθὲν ὁρῶμεν, τὸ δὲ χωρισθὲν ἀγνοοῦμεν, αὐτό τε ὅ τί ποτε κατὰ τὴν φύσιν ἐστὶ, καὶ εἰς ὅ τι μετακεχώρηκεν, οὐ γῆς, οὐκ ἀέρος, οὐχ ὕδατος, οὐκ ἄλλου τινὸς τῶν στοιχείων ἐν ἑαυτῷ δεικνύντος ἐκείνην τὴν δύναμιν τὴν τοῦ σώματος ἐκχωρήσασαν.

Quelle: Gregor von Nyssa: Über die Seele und die Auferstehung /Περὶ ψυχῆς καὶ ἀναστάσεως /De anima et resurrectione (anim. et res.) Gregorii Nysseni Opera 3, 3 (p. 1, 4-8; 2, 9-3, 1; 4, 1f.; 5, 2-7 Spira).
Edition: N.N.

Auslegung:

Dieser Text bildet den Anfang des Dialoges Gregors von Nyssa mit seiner Schwester Makrina in der Schrift „Die Seele und die Auferstehung“, deren Einleitung in Zitat Nummer 918 dargestellt ist. Der ganze Text nimmt sowohl die antike Gattung des philosophischen Dialogs als auch die einer Trostschrift auf, wie sie z.B. auch in Boethius’ „Trost der Philosophie“ erhalten ist. Hier beginnt Gregor mit einer Klage, und die Lehrerin Makrina arbeitet an seiner Tröstung, indem sie zunächst durch Fragen die Ursache seines Kummers herauszufinden sucht. Interessanterweise bezieht sich Gregors Trauer vor allen Dingen auf den Anblick des toten, also nicht mehr beseelten Körpers. Hierin deutet sich die Bedeutung des Themas Körperlichkeit für die Frage nach der Auferstehung an, die im Fortgang des Dialoges besprochen werden wird (vgl. Zitat Nummer #).

Themen:

  • Auferstehung
  • Christentum und Philosophie
  • Seele
  • Kappadokier
  • Unsterblichkeit der Seele
  • Frauen in der Philosophie
  • Trost und Philosophie
  • Mensch und Seele

[1] Und ich sagte: "Wie kann man dies unter den Menschen richtig aufnehmen, wo doch in einem jeden eine Art natürliches Misstrauen gegenüber dem Tod besteht und wo die, welche Sterbende sehen, den Anblick nicht wohlmeinend aufnehmen und die, denen der Tod naht, ihn fliehen, soweit es möglich ist?" […]
[2] "Was aber", sagte die Lehrerin, "scheint Dir selbst an genau diesem, dem Tod, am meisten betrüblich?"
Gregor: Wenn wir […] vom Ausgang der Seele hören, sehen wir das übrig Gebliebene und wissen doch über das von ihm Getrennte nicht, was es der Natur nach ist und wohin es herübergeschritten ist, da weder Erde, noch Luft, noch Wasser, noch irgendein anderes Element in ihm die Kraft erkennen lässt, die den Körper verlassen hat.

Übersetzer: N.N.