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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Abaelard, Peter: Theologia ,Scholarium‘ II, Kap. 101f

Original:

Überlegungen zur Logik und Ontologie (Konzept der „Wesensrelation“ statt der Substanz) bei Peter Abaelard
Hoc autem modo facile in singulis rebus assignari potest, et unam numero atque essentialiter rem permanere, et ipsi plures inesse proprietates secundum quas aliqua diversa sint definitione, non numero, et eadem res diversa in sensu vocabula sortiatur. Verbi gratia, hic homo et substantia est et corpus et animatum atque sensibile [...]. Et cum in ipso idem sit numero vel essentialiter substantia quod corpus vel animatum et cetera, nihilominus tamen haec ab invicem proprietatibus suis diversa sunt, secundum quas scilicet ipsa diversis terminanda sunt definitionibus. [...] Ad hunc igitur modum cum in singulis rebus, una permanente essentia, possint assignari innumerabilia secundum proprietates suas ab invicem diversa, quid mirum si una permanente divina essentia, diversae quaedam in illo sunt proprietates secundum quas distingui tres personae queant?

Quelle: Abaelard, Peter: Theologia ,Scholarium‘ /Theologia ,Scholarium‘ (Tsch.) II, Kap. 101f.
Edition: N.N.

Auslegung:

- Unterscheidung verschiedener Bedeutungen von „identisch“ und „verschieden“ → Möglichkeit, dass eine Sache zugleich eines und mehreres ist → Aussage dieser Einheit und Verschiedenheit ist kein Widerspruch
→ Verfeinerung und Veränderung logischer Annahmen durch theologische Voraussetzungen
- Andererseits Analogien, z.B.
memoria, intelligentia, voluntas = drei sind ein Geist (Augustinus)
potentia, sapientia, benignitas = drei sind ein wirkender Geist (Abaelard u.a.)
→ Suche nach Beispielen zum Verhältnis von Einheit und Dreiheit

Themen:

  • Mittelalterliche Philosophie

Auf diese Weise lässt sich dann leicht an einzelnen Sachen aufweisen, dass die Sache an Zahl und wesenhaft eine bleibt und ihr doch mehrere spezifische Eigenschaften innewohnen, denen entsprechend Dinge von ihrer Definition her, nicht an Zahl verschieden sind, und dieselbe Sache in ihrem Sinn verschiedene Vokabeln zugewiesen bekommt. Zum Beispiel ist dieser Mensch eine Substanz, ein Körper, etwas Beseeltes und zur Sinneswahrnehmung Fähiges, das heißt „ein vernünftiges und sterbliches Lebewesen“, das heißt ein Mensch, und vielleicht weiß und lockig und unterliegt anderen Akzidentien, die er empfängt. Und obwohl in ihm an Zahl und wesenhaft die Substanz dasselbe ist wie der Körper, das Beseelte und das Übrige, ist doch das alles in seinen spezifischen Eigenschaften voneinander verschieden und dementsprechend mit verschiedenen Definitionen zu belegen. [...] Auf diese Weise lässt sich also an einzelnen Sachen bei einer bleibenden Wesenheit unzählig viel seinen spezifischen Eigenschaften nach voneinander Verschiedenes aufweisen; was ist dann erstaunlich daran, wenn bei einer bleibenden göttlichen Wesenheit verschiedene spezifische Eigenschaften in ihm bestehen, denen entsprechend drei Personen unterschieden werden können?

Übersetzer: N.N.