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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Proklos : Theologische Elementarlehre Proposition 1 (gekürzt)

Original:

Eine weitere Klärung des Verhältnisses des Einen zum Rest der Wirklichkeit bringt der Zweite Lehrsatz der Platonischen Elementarlehre
2. Πᾶν τὸ μετέχον τοῦ ἑνὸς καὶ ἕν ἐστι καὶ οὐχ ἕν.
εἰ γὰρ μὴ ἔστιν αὐτοέν (μετέχει γὰρ τοῦ ἑνὸς ἄλλο τι ὂν παρὰ τὸ ἕν), πέπονθε τὸ ἓν κατὰ τὴν μέθεξιν καὶ ὑπέμεινεν ἓν γενέσθαι. εἰ μὲν οὖν μηδέν ἐστι παρὰ τὸ ἕν, μόνον ἐστὶν ἕν· καὶ οὐ μεθέξει τοῦ ἑνός, ἀλλ’ αὐτοὲν ἔσται. εἰ δ’ ἐστί τι παρ’ ἐκεῖνο, ὃ μὴ ἔστιν ἕν, […] τούτῳ ἄρα οὐχ ἕν ἐστιν, οὐδ’ ὅπερ ἕν· ἓν δὲ ὂν ἅμα καὶ μετέχον τοῦ ἑνός, καὶ διὰ τοῦτο οὐχ ἓν καθ’ αὑτὸ ὑπάρχον, ἕν ἐστι καὶ οὐχ ἕν.

Quelle: Proklos : Theologische Elementarlehre /Elementatio theologica (el. theol.) Proposition 1 (gekürzt).
Edition: Proclus, ›The Elements of Theology‹. A Revised Text with Translation, Introduction and Commentary by E. R. Dodds, Oxford 1964 = Proklos, ›Theologische Grundlegung‹. Griechisch – Deutsch. Übersetzt und mit einer Einleitung sowie einem durchgängigen erläuternden Kommentar versehen von E.-O. Onnasch / B. Schomakers (Philosophische Bibliothek 562), Hamburg 2015.

Auslegung:

Die zweite Proposition der theologischen Elementarlehre führt die erste fort. Nachdem dort bewiesen wurde, dass alles, da es jeweils eines ist, von dem Einen als dem Ursprung der neuplatonischen Seinshierarchie abhängen muss, wird hier gezeigt, dass es dann zugleich eines und nicht eines – also vom Einen an sich verschieden – ist. Diese Annahme ist deswegen notwendig, weil jeder Gegenstand sonst identisch mit dem An-sich-Einen wäre und keinerlei Vielfalt in der Welt vorhanden wäre.

Themen:

  • Antike Philosophie II
  • Das Eine
  • Neuplatonismus
  • Platonismus
  • Teilhabe

(2) Alles, was am Einen teilhat, ist sowohl Eines als auch nicht Eines.
(a) Denn wenn es kein An-sich-Eines ist – es hat [dann] nämlich am Einen teil, weil es etwas anderes neben dem Einen ist –, hat es das Eine gemäß der Teilhabe erfahren und es ausgehalten, eines zu werden.
(b) Wenn nun neben dem Einen nichts besteht, ist es nur eines. Und es ist folglich nicht durch Teilhabe am Einen, sondern An-sich-Eines.
(c) Wenn aber etwas neben ihm besteht, was nicht eines ist […], ist es also durch dieses nicht Eines, und auch nicht das, was eines ist. Indem es aber zugleich eines ist und am Einen teilhat und deswegen nicht als Eines durch sich selbst besteht, ist es eines und nicht eines.

Übersetzer: Matthias Perkams