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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Proklos : Platonische Theologie II 6 (p. 40f. Saffrey/Westerink)

Original:

Die Hintergründe der Theorie des Einen und die Struktur des Seienden werden in der ,Platonischen Theologie‘ näher erläutert
[1] Διττὰ […] ὀνόματα παραδίδωσιν ἡμῖν ὁ Πλάτων τῆς ἀρρήτου ταύτης αἰτίας. Ἐν Πολιτείᾳ μὲν γὰρ τἀγαθὸν αὐτὴν ἀποκαλεῖ καὶ τῆς ἀληθείας τῆς ἑνιζούσης τόν τε νοῦν καὶ τὰ νοητὰ πηγὴν ἐπιδείκνυσιν· ἐν Παρμενίδῃ δὲ ἓν ἐπονομάζει τὴν τοιαύτην ἀρχὴν […].
[2] Πάλιν δὴ οὖν τῶν ὀνομάτων τούτων, τὸ μὲν τῆς προόδου τῶν ὅλων, τὸ δὲ τῆς ἐπιστροφῆς ἐστιν εἰκών. Διότι μὲν γὰρ ὑφίσταται πάντα καὶ πρόεισιν ἀπὸ τοῦ πρώτου, τὸ ἓν ἐπ’ αὐτὸ φέροντες αἴτιον ἐκεῖνο παντὸς πλήθους καὶ προόδου πάσης ἀποφαινόμεθα. […] τὸ δὲ ἀγαθὸν κοινῇ τῶν ὄντων ἐστὶν ἁπάντων ἐφετόν, καὶ πρὸς τοῦτο νεύει καὶ ἀνατείνεται πάντα κατὰ τὴν αὑτῶν φύσιν. […]
[3] Τὸ δὲ ἑνιαῖον ἐκείνου καὶ τὸ πάσης διαιρέσεως ἐκβεβηκὸς δυαδικῶς ἐν τοῖς μετ’ ἐκεῖνο προφαίνεται, μᾶλλον δὲ τριαδικῶς. Πάντα γὰρ καὶ μένει καὶ πρόεισιν καὶ ἐπιστρέφεται πρὸς τὸ ἕν· ὁμοῦ γὰρ καὶ ἥνωται πρὸς αὐτὸ καὶ ὑφεῖται τῆς ἐξῃρημένης αὐτοῦ τῶν ὅλων ἑνώσεως καὶ ἐφίεται τῆς ἐκείνου μεταλήψεως.

Quelle: Proklos : Platonische Theologie /Theologia Platonica (theol. Plat. ) II 6 (p. 40f. Saffrey/Westerink).
Edition: Théologie platonicienne. Proclus. Texte établi et traduit par H. D. Saffrey / L. G. Westerink. Tome 1–6, Paris 1968–1978.

Auslegung:

Proklos erläutert in der ,Platonischen Theologie‘ die Theorie des Einen und die davon abhängige triadische Struktur des Seienden.
In diesem Text werden einige wesentliche neuplatonische Aussagen zum Einen von Proklos zusammengefasst: In Teil [1] erläutert er die Identität der beiden Bezeichnungen ,das Eine‘ und ,das Gute‘ und führt sie auf Platon zurück, wo sich das ,das Gute‘ insbesondere im Sonnengleichnis der Politeia findet (PZ 513). In [2] bezieht er diese beiden Begriffe auf das doppelte Verhältnis zum Seienden, das einerseits aus dem Einen hervorgeht und andererseits zu ihm zurückstrebt. Insofern ist das Eine das Gute (vgl. Plotin in PZ 267 und 268). Teil [3] ist besonders wichtig, denn er skizziert die triadische Struktur die alles (per definitionem ewige) Seiende hat, insofern es immer, so wie sein Urbild, das Eine, so bleibt, wie es ist, und zugleich seine Güte verströmt, d.h. hervorgeht, und zu seiner bleibenden Existenz zurückstrebt, d.h. zurückkehrt.

Themen:

  • Das Eine
  • Das Gute
  • Neuplatonismus
  • Platonismus
  • Triadik
  • Antike Philosophie II

[1] Platon […] überliefert uns zwei Bezeichnungen dieser unaussagbaren Ursache. In der Politeia nennt er sie ,das Gute‘ und zeigt auf, dass sie die Quelle für die Wahrheit ist, die den Geist und das Gedachte vereint. Im Parmenides aber bezeichnet er dieses Prinzip als Eines.
[2] Von diesen Bezeichnungen nun ist die eine ein Bild für das Hervorgehen des Ganzen, die andere für seine Rückkehr. Denn weil alles deswegen vorhanden ist und aus dem Ersten hervorgeht, nennen wir es, indem wir ,das Eine‘ darauf anwenden, die Ursache für jede Menge und für jedes Hervorgehen. […] Das Gute aber ist das allgemein von allem Seienden Erstrebte, und zu diesem neigt und streckt sich alles seiner Natur nach hin. […]
[3] Das Einshafte aber und jede Aufteilung Überschreitende an jenem [Einen] erscheint in dem Späteren dyadisch, noch mehr aber triadisch. Denn alles bleibt und geht hervor und kehrt zurück zum Einen. Denn zugleich ist es mit ihm vereint und steht unterhalb seiner transzendenten Einsheit von allem und strebt danach, es zu empfangen.

Übersetzer: Matthias Perkams