Original:
Der christliche Platoniker Pseudo-Dionysios Areopagites möchte über die biblischen Bezeichnungen für Gott zur Transzendenz Gottes aufsteigen
[1] Περὶ […] τῆς ὑπερουσίου καὶ κρυφίας θεότητος οὐ τολμητέον εἰπεῖν οὔτε μὴν ἐννοῆσαί τι παρὰ τὰ θειωδῶς ἡμῖν ἐκ τῶν ἱερῶν λογίων ἐκπεφασμένα […], οἷον, ὅτι […] ἡ τῶν ζώντων ζωὴ καὶ τῶν ὄντων οὐσία, πάσης ζωῆς καὶ οὐσίας ἀρχὴ καὶ αἰτία διὰ τὴν αὐτῆς εἰς τὸ εἶναι τὰ ὄντα παρακτικὴν καὶ συνοχικὴν ἀγαθότητα. […]
[2] Νῦν δέ, ὡς ἡμῖν ἐφικτόν, οἰκείοις μὲν εἰς τὰ θεῖα συμβόλοις χρώμεθα κἀκ τούτων αὖθις ἐπὶ τὴν ἁπλῆν καὶ ἡνωμένην τῶν νοητῶν θεαμάτων ἀλήθειαν ἀναλόγως ἀνατεινόμεθα καὶ μετὰ πᾶσαν τὴν καθ’ ἡμᾶς τῶν θεοειδῶν νόησιν ἀποπαύοντες ἡμῶν τὰς νοερὰς ἐνεργείας εἰς τὴν ὑπερούσιον ἀκτῖνα κατὰ τὸ θεμιτὸν ἐπιβάλλομεν, ἐν ᾗ πάντα τὰ πέρατα πασῶν τῶν γνώσεων ὑπεραῤῥήτως προϋφέστηκεν.
Quelle:
Pseudo-Dionysios Areopagita :
Die göttlichen Namen
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Περί θείων ονομάτων
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De divinis nominibus
(
DN)
I, 2; I, 3; I, 4, gekürzt ([1] p. 110, 2-4; 111, 12; 112, 4-6; 3-142, 2; [2] p. 115, 6-11 Suchla).
Edition: ›Dionysius Areopagita‹, De divinis nominibus: Corpus Dionysiacum 1. ›De divinis nominibus‹. Herausgegeben von B. R. Suchla (Patristische Texte und Studien, Band 33), Berlin 1990.
Auslegung:
Eine spezielle Strategie zur Aufnahme neuplatonischer philosophischer Lehren in das Christentum verfolgt der so genannte Pseudo-Dionysios Areopagites, dessen genaue Identität unbekannt ist. Der Autor schreibt unter dem Pseudonym des Apostelschülers Dionysios (1. Jhdt. n. Chr.), benutzt aber die Schriften des Proklos ebenso wie die der griechischen Kirchenväter. Damit schafft er eine platonisch geprägte Synthese christlichen Gottesdenkens. In seiner Schrift ,Über die göttlichen Namen‘ führt er über die biblisch überlieferten Gottesbezeichnungen zu einer Theologie des Über-Seienden. Damit ist eine Besonderheit des Dionysios angezeigt, denn während die Neuplatoniker die höchste Transzendenz als Eines beschreiben, betont Dionysios den Charakter Gottes als ,Über-Seiendes‘, in dem jedes uns bekannte Gottesattribut auf eine Weise vorhanden ist, die den bei uns üblichen Sinn dieser Wörter weit übersteigt (für analoge Formulierungen bei Proklos vgl. Zitat Nummer 281, Lehrsatz 119). Damit entwickelt er eine Form des Gottesdenkens, die im Mittelalter großen Einfluss haben wird (vgl. Zitat Nummer 306).
Themen:
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Antike Philosophie II
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Das Gute
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Das Seiende
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Gottsuche
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Negative Theologie
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Gottesbezeichnungen