Perkams-Zitatenschatz.de

Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Chrysipp von Soloi: Fragmente Long-Sedley 46E

Original:

Chrysipp (3. Jh. v. Chr.) definiert den Tod
ἐπεὶ γὰρ ὁ θάνατος μέν ἐστι ψυχῆς χωρισμὸς ἀπὸ τοῦ σώματος, ἡ δὲ τοῦ κόσμου ψυχὴ οὐ χωρίζεται μὲν, αὔξεται δὲ συνεχῶς μέχρι ἂν εἰς αὐτὴν ἐξαναλώσῃ τὴν ὕλην, οὐ ῥητέον ἀποθνήσκειν τόν κόσμον.

Quelle: Chrysipp von Soloi: Fragmente Long-Sedley 46E.
Edition: Stoicorum veterum fragmenta, collegit Ioannes ab Arnim. Tomus 1–3, Leipzig 1903–1924.

Auslegung:

Der Stoiker Chrysipp greift hier auf Platons Definition des Todes als Trennung der Seele vom Körper zurück (Zitat Nummer 868) und entwickelt daraus in dialektischer Auseinandersetzung seine eigene Position, dass es jedenfalls für den Kosmos eigentlich keinen Tod gibt, weil sich niemals die kosmische Seele von der Materie des Kosmos trennt. Das ist natürlich aus einer stoischen Position ganz folgerichtig, weil die Stoiker die Seele selbst für körperlich halten. Der Gedanke einer Weltseele an sich ist übrigens ebenfalls ein Erbe aus Platons Timaios, das die Stoiker gründlich umdeuten. Es lässt sich auch vom Makrokosmos auf den Mikrokosmos Mensch schließen, dass auch die menschliche Seele in diesem Sinn nicht sterblich ist – allerdings so, dass sie wieder im Kosmos aufgeht, also nicht im Sinne einer individuellen Unsterblichkeit.

(Plutarch von Chaironeia zitiert ein Fragment aus Chrysipps De providentia/Über die Vorsehung I in seinem Werk Über die Widersprüche der Stoiker/Περὶ Στωικῶν ἐνιγμάτων/De Stoicorum repugnantiis (Plut. De Stoic.))

Themen:

  • Tod und Sterben
  • Körper und Seele
  • Seele
  • Tod
  • Mikrokosmos/Makrokosmos
  • Stoiker

Denn weil der Tod die Trennung der Seele vom Körper ist, die Seele des Kosmos sich aber nicht trennt, sondern fortlaufend wächst, bis sie ihre Materie aufgebraucht hat, kann man nicht sagen, dass der Kosmos stirbt.

Übersetzer: N.N.