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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Plutarch von Chaironeia: Leben des Cato Uticensis 70-72, gekürzt

Original:

Der Historiker und Philosoph Plutarch von Chaironeia berichtet über den Tod des jüngeren Cato, nachdem der Sieg seines Gegners Caesar unausweischlich schien
Οὕτω δὲ διαλύσας τὸ σύνδειπνον [...] ἀπιών εἰς τὸ δωμάτιον [...] ἔλαβεν εἰς χεῖρας τῶν Πλάτωνος διαλόγων τὸν περὶ ψυχῆς. καὶ διελθὼν τοῦ βιβλίου τὸ πλεῖστον καὶ ἀναβλέψας ὑπὲρ κεφαλῆς, ὡς οὐκ εἶδε κρεμάμενον τὸ ξίφος (ὑφῄρητο γὰρ ὁ παῖς ἔτι δειπνοῦντος αὐτοῦ), [...] ἠρώτησεν, ὅστις ἔλαβεν τὸ ἐγχειρίδιον [...] ἄχρι οὗ κλαίων ὁ υἱὸς ἐισέδραμε μετὰ τῶν φίλων καὶ περιπεσὼν ὠδύρετο καὶ καθικέτευεν. [...] ἀλλὰ δακρύσαντες ὑπεξῆλθον. εἰσπέμπεται δὲ τὸ ἐγχειρίδιον. [...] ὡς δὲ εἶδεν ἑστῶτα τὸν ἀθέρα καὶ τὴν ἀκμὴν διαμένουσαν, εἰπὼν ,νῦν ἐμὸς εἰμι‘, τὸ μὲν ξίφος ἔθηκε, τὸ δὲ βιβλίον αὖθις ἀνεγίνωσκε, καὶ λέγεται δὶς ὅλον διεξελθεῖν. εἶτα κοιμηθεὶς ὕπνον βαθύν [...] τὸ ξίφος ἔωσε μὲν ὑπὸ τὸ στῆθος [...], ἀλλὰ δυσθανατῶν ἐξέπεσε τῆς κλίνης καὶ ψόφον ἐποίησε. [...] ὡς οὖν ἀνήνεγκεν ὁ Κάτων καὶ συνεφρόνησε, τὸν μὲν ἰατρὸν ἀπεώσατο, ταῖς χερσὶ δὲ τὰ ἔντερα σπαράξας καὶ τὸ τραῦμα ἐπαναρρήξας ἀπέθανεν. [...] ὡς δὲ ἤκουσε τὸν θάνατον αὐτοῦ, λέγεται τοσοῦτον εἰπεῖν ,Ὦ Κάτων, φθονῶ σοι τοῦ θάνατου. καὶ γὰρ ἐμοὶ σὺ τῆς σαυτοῦ σωτηρίας ἐφθόνησας.‘

Quelle: Plutarch von Chaironeia: Leben des Cato Uticensis /Cato minor (Ca. Mi.) 70-72, gekürzt.
Edition: N.N.

Auslegung:

Dieser Text ist Plutarchs Bericht über den Tod des römischen Staatsmanns Cato des Jüngeren, der als vorbildlicher Stoiker unter den Politikern der späten römischen Republik galt. Cato hatte sich auf der Seite des Pompeius und des Senats am Römischen Bürgerkrieg gegen Caesar beteiligt und wurde schließlich mit der letzten republikanischen Armee in der Stadt Utica (heute Tunesien) eingeschlossen. Dort nahm er sich selbst das Leben, um nicht auf Caesars Gnade angewiesen zu sein, wie am Ende des Textes erwähnt wird. Plutarch, der selbst Mittelplatoniker ist, stellt Catos Tod als einen Philosophentod dar, der durch eine Lektüre von Platons Phaidon vorbereitet wird. Catos außergewöhnlicher Charakter und seine Entschlossenheit werden durch die Episode betont, dass er sich auch durch die Wegnahme des Schwertes nicht von seinem Vorhaben abbringen lässt. Ebenso wie in Tacitus’ Schilderung des sterbenden Seneca (Zitat Nummer 900) gelingt der Tod jedoch zunächst nicht, und Plutarch lässt Cato noch einmal durch Ausreißen der Gedärme aktiv werden. Der Historiker Plutarch gestaltet die Geschichte also philosophisch aus, doch dürfte in der Tat Catos stoisches Lebensideal eine wichtige Rolle für seinen Freitod gespielt haben, der aber auch aus römischer Tradition von unterlegengen Feldherren unter Umständen erwartet wurde (vgl. den Freitod des Varus nach der verlorenen Schlacht im Teutoburger Wald). Es ist vermutlich kein Zufall, dass der römische Stoiker Seneca das Ideal des Freitodes besonders ausführlich vertritt (Zitate Nummer 895-899).

Themen:

  • Tod und Sterben
  • Stoiker
  • Tod
  • Cato
  • Selbsttötung/Suizid

Nachdem Cato das Essen aufgelöst hatte [...] und ins Haus gegangen war [...], nahm er von den Dialogen Platons denjenigen über die Seele in die Hand [= den Phaidon]. Als er den größten Teil des Buches durchgelesen hatte, blickte er nach oben. Sobald er dort sein Schwert nicht hängen sah (während er noch aß, hatte es nämlich sein Sohn heimlich fortgenommen) [...], fragte er, wer dieses Werkzeug weggenommen hatte [...], solange bis sein weinender Sohn mit den Freunden hereinkam und, nach vorne gefallen, klagte und bettelte. [...] Aber unter Tränen gingen sie fort, und das Schwert wurde hereingebracht. [...] Als Cato sah, dass seine Spitze fest und seine Schneide scharf war, sagte er "nun gehöre ich mir selbst", legte das Schwert beiseite, las das Buch weiter und las es, wie man sagt, zweimal ganz durch. Nachdem er dann tief geschlafen hatte [...], stieß er sich das Schwert unter die Brust [...]. Aber in einem unglücklichen Sterben fiel er aus dem Bett heraus und machte Lärm. [...] Als Cato sich wieder erholte und zu sich kam, stieß er den Arzt zur Seite, riss sich mit den Händen die Gedärme heraus, öffnete die Wunde weiter und starb. [...] Als Caesar von seinem Tod erfuhr, soll er gesagt haben: "Oh Cato, ich missgönne Dir deinen Tod. Denn auch du hättest mir Deine Rettung missgönnt."

Übersetzer: Matthias Perkams