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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Plotin: Enneade I 1 [53], 10, 4-7

Original:

Bei Plotin ergibt sich ein komplexer Status des „Wir“, d.h. der Person, unter der Bedingung einer Trennung von Seele und Körper, wie sie schon Platon annahm
Ἐπεὶ καὶ ἃ πάσχει τὸ σῶμα ἡμῶν ἡμᾶς φαμεν πάσχειν. διττὸν οὖν τὸ ἡμεῖς, ἢ συναριθμουμένου τοῦ θηρίου, ἢ τὸ ὑπὲρ τοῦτο ἤδη· θηρίον δὲ ζωωθὲν τὸ σῶμα. ὁ δ᾿ ἀληθὴς ἄνθρωπος ἄλλος.

Quelle: Plotin: Enneade /Enneade (enn.) I 1 [53], 10, 4-7.
Edition: N.N.

Auslegung:

Plotin legt hier dar, dass es in seinen Augen „den Menschen“ (vgl. Zitat Nummer 914) auf zweifache Weise gibt, entweder als Seele an sich oder als körperliches Lebewesen, das aus dem Körper sowie derjenigen Vermögen der Seele besteht, mit denen die Seele, die immer transzendent bleibt, diesen Körper belebt hat. Auf beiden Ebenen machen wir Erfahrungen, daher sind beide für Plotin das „Wir“. Mit diesem Begriff, der bei ihm synonym zu „der Mensch“ (Zitat Nummer 914) gebraucht wird, führt Plotin eine Diskussion über die Erste-Person-Perspektive, bzw. darüber, was das „Ich“ oder „Wir“ eigentlich ist, in die Philosophie ein. Wie man sieht, findet sich für ihn das „Ich“ auf den beiden eben beschriebenen Ebenen, die er auch sonst unterscheiden würde.

Themen:

  • Tod und Sterben
  • Mensch und Seele
  • Anthropologie (philosophische)
  • Ich/Ich-Bewusstsein
  • Körper
  • Körper und Seele
  • Mensch
  • Natur (des Menschen)
  • Selbstbewusstsein

Denn auch von dem, was der Körper erleidet, sagen wir, dass wir es erleiden. Das „Wir“ ist also etwas Zweifaches – entweder es wird das Lebewesen mit dazugerechnet, oder es ist nur das, was bereits über diesem steht. D.h. das Tier ist der mit Leben versehene Körper; der wahre Mensch ist dagegen etwas anderes.

Übersetzer: Tornau inkl. der Hervorhebung, geändert von Matthias Perkams