Original:
Eine spezifische und kontroverse Lehre des Origenes betrifft die langsame Wiederherstellung aller Dinge
[1] Denique caro nostra ab imperitis et infidelibus ita post mortem deperire aestimatur, ut nihil prorsus substantiae suae reliquum habere credatur; nos vero qui resurrectionem eius credimus immutationem eius tantummodo per mortem factam intelligimus, substantiam vero certum est permanere et voluntate creatoris sui certo quo tempore reparari rursus ad vitam. [...]
[2] In hunc ergo statum omnem hanc nostram substantiam corporalem putandum est perducendam, tunc cum omnia restituentur, ut unum sint, et cum deus fuerit ,omnia in omnibus‘. Quod tamen non ad subitum fieri sed paulatim et per partes intellegendum est [...], cum sensim et per singulos emendatio fuerit et correctio prosecuta, praecurrentibus aliis et velociore cursu ad summa tendentibus, aliis vero proximo quoque spatio insequentibus, tum deinde aliis longe posterius.
Quelle:
Origenes:
Über die Prinzipien
/
Περὶ ἀρχῶν
/
De principiis
3, 6, 5f.
Edition: N.N.
Auslegung:
Dieses Zitat stellt nun die „Wiederherstellung von allem“ (Apokatastatis tōn pantōn) ausdrücklich dar, für die Origenes unter Christen berühmt ist: Gott wird tatsächlich alles und jedem am Ende der Tage mitnehmen und zum Teil einer besser erlösten Welt machen. Origenes formuliert diesen Gedanken, wie der Text zeigt, ausdrücklich im Sinne einer körperlichen Auferstehung, und zwar so, dass unser Körper durch den Tod nicht vergehe, sondern lediglich so verwandelt werde, dass Gott ihn beim Endgericht wiederherstellen kann. Origenes geht also von einer Permanenz des lebendigen Leibs hin zum Auferstehungsleib aus, erklärt aber nicht genau, wie dies möglich ist. Im Abschnitt b) wird dann die langsame Wiederherstellung aller Dinge durch Gott geschildert, in der einige Menschen aus der körperlichen Welt schneller, die anderen langsamer wiederhergestellt werden. Hier soll, durchaus in Analogie zu platonischen Seelenwanderungslehren, darauf hingewiesen werden, dass die moralische Heilung einiger durch schlechte Taten geschädigte Seele langsamer dauert als die anderer, die schwerer gesündigt haben. Am Ende werden aber alle, auch die sündigsten, mit Gott vereint und so erlöst werden.
Themen:
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