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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Gregor von Nyssa: Über die Seele und die Auferstehung S. 28

Original:

Gregors/Makrinas Argument für die Unsterblichkeit der Seele mithilfe der Lehre vom Menschen als Mikrokosmos/Kleine Welt
Ἡ δὲ, Λέγεται, φησὶ, παρὰ τῶν σοφῶν μικρός τις εἶναι κόσμος ὁ ἄνθρωπος, ταῦτα περιέχων ἐν ἑαυτῷ τὰ στοιχεῖα, οἷς τὸ πᾶν συμπεπλήρωται. Εἰ δὲ ἀληθὴς οὗτος ὁ λόγος (ἔοικε δὲ), τάχα οὐκ ἂν ἑτέρας ἐδεήθημεν συμμαχίας εἰς τὸ βεβαιωθῆναι ἡμῖν ὃ περὶ ψυχῆς ὑπειλήφαμεν.

Quelle: Gregor von Nyssa: Über die Seele und die Auferstehung /Περὶ ψυχῆς καὶ ἀναστάσεως /De anima et resurrectione (anim. et res.) S. 28.
Edition: Migne

Auslegung:

Gregors Schwester und philosophische Trösterin Makrina verweist hier auf die philosophische Lehre vom Mikrokosmos Mensch im Verhältnis zum Makrokosmos der Welt, die inhaltlich auf Aristoteles’ Schrift „Über die Seele“ (Kapitel III 8) zurückgeht, in ihren Formulierungen aber eher stoisch ist (Zitat Nummer 876). Mit den „Weisen“ sind also, wie häufig auch auf Arabisch und Latein, antike Philosophen gemeint. Die Vorstellung vom Mikrokosmos und Makrokosmos besagt näherhin, dass sich alle Elemente der Welt auch in der Seele finden, und zwar zumindest als die Fähigkeit, diese zu erkennen. Damit wird bei Aristoteles vor allem auf den Unterschied von sinnlichen Objekten und solchen des Geistes angespielt, bei den Stoikern eher auf alle materiellen Elemente. Für Gregor folgt aus der Ewigkeit dieser Elemente in der Welt die Vermutung, dass auch die aus ihnen bestehende Seele unsterblich ist (vgl. Zitat Nummer 920).

Themen:

  • Tod und Sterben
  • Christentum und Philosophie
  • Frauen in der Philosophie
  • Kappadokier
  • Mikrokosmos/Makrokosmos
  • Seele
  • Unsterblichkeit der Seele

Von den Weisen wird gesagt, der Mensch sei ein kleiner Kosmos, der in sich die Elemente umfasse, durch die das All vollständig ist. Wenn aber diese Aussage richtig ist, und so scheint es zu sein, dann dürften wir wohl keine weitere Unterstützung brauchen, um es für uns gewiss zu machen, was wir über die Seele angenommen haben.

Übersetzer: N.N.