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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Manfred von Sizilien (König von Sizilien): Buch vom Apfel (Übersetzung) § 2, 4, 7-10, 15f

Original:

Die Lehre der Philosophie und die Furcht vor dem Tod nach dem Liber de pomo
[1] Fuit in illo tempore quidam sapiens […] et eius nomen Aristotelis. […] Et cum applicuisset ad tempora mortis […], convenerunt omnes sapientes. […] Aristoteles vero de ipsis fecit ridiculum dicens: ,Non cogitetis quod ego laetor, eo quod sperem evadere de nimia infirmitate. […] Nisi esset hoc pomum quod manu mea teneo et quod odor suus me comfortat […], iam expirassem. […]
[2] Unus autem sapientum […] respondit ei […] dicens: […] ,Conforta cor nostrum, sicut confortasti cor tuum, ut discamus diem mortis non timere. […]
[3] Cui respondit Aristotelis: […] ,Imprimis interrogabo vos, si confitemini et creditis in scientia philosophiae? […] Estis vos alii gaudentes de hoc, quod comprehendistis et didicistis scientiam et estis dolentes ex eo, quod non potuistis de ipsa discere nec comprehendere? – Dixerunt: Sic […].
[4] Omnes homines primo […] errabant usque ad adventum Noe. […] Et post Noe natus Abraham, qui fuit sapientior omnibus et […] intellexit quod tota generatio sua ibat in errorem. […] Et ille, qui pervenit ad istum gradum, est conveniens, ut quaerat mortem. […] Sed ego nondum perveni ad istum gradum altum, quare non quaero mortem, […] quia non est possibile me pervenire ad istam scientiam.

Quelle: Manfred von Sizilien (König von Sizilien): Buch vom Apfel (Übersetzung) /Liber de pomo § 2, 4, 7-10, 15f.
Edition: N.N.

Auslegung:

Aristoteles kann, aus der Sicht des jüdischen Bearbeiters, nicht dieselbe Weisheit erlangen wie Noah und Abraham als große Gestalten der Vorgeschichte des jüdischen Volkes.

Themen:

  • Tod und Sterben

[1] Es lebte zu jener Zeit ein gewisser Weiser […], und sein Name war Aristoteles. […] Und als er den Zeiten des Todes nahekam […], kamen alle Weisen zusammen. […] Aristoteles aber lachte sie aus und sagte: "Denkt nicht, dass ich mich freue, weil ich hoffe, aus allzu großer Schwäche hinauszukommen. […] Gäbe es nicht diesen Apfel, den ich in meiner Hand halte und dessen Geruch mich stärkt, […] hätte ich schon meinen letzten Atemzug getan." […]
[2] Einer der Weisen aber […] antwortete ihm […] mit den Worten: […] "Stärke unser Herz, so wie Du Dein Herz gestärkt hast, auf dass wir lernen, den Tag des Todes nicht zu fürchten […]."
[3] Aristoteles antwortete ihm […]: "In erster Linie werde ich Euch fragen, ob ihr die Wissenschaft der Philosophie bekennt und an sie glaubt? […] Freut Ihr anderen Euch darüber, ob ihr die Wissenschaft begriffen und gelernt habt und empfindet Schmerz über das, was ihr von ihr weder erlernen noch verstehen konntet?" – Sie sagten: "Ja." – […]
[4] [Antwort des Melion, welche von Aristoteles gebilligt wird:] Alle Menschen irrten zuerst […] bis zur Ankunft des Noah. […] Und nach Noah wurde Abraham geboren, der der Weiseste von allen war, und […] begriff, dass seine ganze Generation in den Irrtum lief. […] Und jemand, der diese Stufe erreicht, kann angemessenerweise den Tod erstreben. […] Aber ich habe diese hohe Stufe noch nicht erreicht, […] weil es nicht möglich ist, dass ich dieses Wissen erreichte.

Übersetzer: Auswahl und Übersetzung von Matthias Perkams