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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Albertus Magnus: Über die Seele I, 1, 1 (p. 1, 13-34 Kübel)

Original:

Im Gefolge des Aristoteles und Ibn Sīnā nimmt sich auch Albertus Magnus vor, wissenschaftlich über die Seele zu schreiben
[1] Nunc tandem stilum ad tractandum animatorum naturas convertimus, ordinem, quem in principio nostrarum Naturarum nobis praescripsimus, per omnia insequendo. Cum autem omnium animatorum principium formale sit anima, non poterunt animata cognosci nisi per cognitionem suarum animarum, sicut et unumquodque aliorum non cognoscitur nisi per formam suam, eo quod forma est et principium esse et cognitionis. […]
[2] Sunt autem animae opera et passiones sicut sentire et dormire et vigilare et nutrire et spirare et mors et vita, de quibus omnibus […] oportet scire post scientiam animae, quia ex illis plurimum dirigemur in scientia corporum animatorum.
[3] Licet igitur anima et opera eius et passiones non sint corpus mobile, quod subiectum est philosophiae naturalis, est tamen anima principium essentiale talis corporis cuiusdam, et ideo in scientia naturali oportet inquiri de ipsa.

Quelle: Albertus Magnus: Über die Seele /De anima I, 1, 1 (p. 1, 13-34 Kübel).
Edition: N.N.

Themen:

  • Mensch und Seele

[1] Jetzt aber wenden wir den Griffel der Behandlung der Naturen der beseelten Wesen zu, wobei wir der Ordnung, die wir zu Beginn unserer Naturwissenschaft für uns festgelegt haben, durch alles folgen. Weil aber das formale Prinzip von allem Beseelten die Seele ist, kann man folglich das Beseelte nur durch die Erkenntnis seiner Seelen erkennen, ebenso wie auch ein jedes der anderen Dinge nur durch seine Form erkannt wird, weil die Form das Prinzip des Seins und der Erkenntnis ist. […]
[2] Es gibt aber Werke der Seele und Eigenschaften so wie das sinnliche Wahrnehmen, Schlafen und Wachen, Sich-Ernähren und Atmen, Tod und Leben, über welche man […] sämtlich nach der Wissenschaft von der Seele Wissen erlangen muss, weil wir durch sie beim Wissen über die beseelten Körper viel Anleitung erfahren.
[3] Obwohl also die Seele und ihre Werke und Eigenschaften kein beweglicher Körper sind, welcher den Gegenstand der Naturphilosophie bildet, ist doch die Seele das Seinsprinzip für einen bestimmten derartigen Körper. Und daher muss man in der Naturwissenschaft Untersuchungen über sie anstellen.

Übersetzer: N.N.