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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Robert von Melun: Zusammenstellung der Lehrsätze I, II, [0], praefatio et 1

Original:

Robert von Melun (1100-1167) führt, vor Bekanntwerden von Aristoteles’ Seelenlehre, in seiner Sentenzensumme in eine typische Behandlung des Menschen ein, wie sie im 12. Jahrhundert, vor Bekanntwerden von Aristoteles und Avicenna, bei den Lateinern üblich war
[1] Unum […] eorum que in principali enumeratione suscepti tractatus proposita sunt […] a dubitatione quantum potui absolvi, i.e. causam creationis hominis […]. Et ideo, […] quod secundum in enumeratione tenet locum, […] qualis homo factus sit, diligenti investigatione est prosequendum. […]
[2] Factus est itaque homo ex duabus substantiis, una scilicet corporea et altera in-corporea. Inquantum ex corporea est, cum ceteris animalibus communis nature habet participationem, sed in forme compositione ad alia animantia differen¬tiam habet. Nam illa formam ad terram inclinatam habent et pronam, ex quo significatur preter ea que terrena sunt ab eis nulla esse appetenda. Hominis vero forma in altum erigitur […], quo liquide declaratur eum illa que sursum sunt sapere debere et tota mentis intentione illuc tendere, ubi Chri¬stus sedet ad dexteram dei patris.

Quelle: Robert von Melun: Zusammenstellung der Lehrsätze /Sententiae I, II, [0], praefatio et 1.
Edition: N.N.

Themen:

  • Mensch und Seele

[1] Eines […] von dem, was in der Hauptaufzählung der begonnenen Abhandlung dargelegt wurde […], habe ich, soweit ich konnte, von Zweifel befreit, nämlich die Ursache für die Schöpfung des Menschen […]. Und daher […] ist das, was den zweiten Platz in der Aufzählung hat […], wie der Mensch geschaffen wurde, in einer sorgfältigen Untersuchung zu verfolgen. […]
[2] Der Mensch wurde nun aus zwei Substanzen geschaffen, nämlich einer körperlichen und einer anderen unkörperlichen. Insofern er aus einer körperlichen besteht, hat er mit den anderen Lebewesen die Teilhabe an der Natur gemeinsam. Aber in der Zusammensetzung der Form weist er einen Unterschied zu anderen Lebewesen auf. Denn diese haben eine zur Erde geneigte und tendierende Form, womit bezeichnet ist, dass von ihnen nichts erstrebt werden muss außer dem Irdischen. Die Form des Menschen aber ist hoch aufgerichtet […], wodurch deutlich angezeigt wird, dass er das schmecken soll, was oben ist, und mit ganzem Bemühen des Geistes dorthin tendieren, wo Christus zur Rechten des Vaters sitzt.

Übersetzer: Matthias Perkams