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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Albertus Magnus: Über die Seele II 1, 8 (p. 76 Kübel)

Original:

Albertus Magnus erklärt die Mehrdimensionalität des Seelischen in neuplatonischer Weise als eine Einheit von der ersten Ursache her
[1] Eleganter dixit ISAAC animam rationalem esse creatam in umbra intelligentiae, volens dicere, quod anima ipsa intellectualis intelligentia est obumbrata per hoc quod est anima corporis mortalis […]. Et quod intelligentia habet in simplici rerum quiditate, anima habet per inclinationem ad continuum imaginabile et corpus, quod est materiae mobilis et transmutabilis. […]
[2] Sicut autem anima hominis est resultatio intelligentiae obumbrata, sic etiam sensibilis est obumbraculum quoddam animae rationalis, et ideo obscuratur amplius et amittit cognitionem intellectualem et inquisitionem de rerum veritatibus, et discretionem amittit turpis et honesti […], quia nullam habet potentiam, quae non sit infixa in carne […].
[3] Magis autem corpori immergitur vegetabilis, quae […] super materiam rerum per qualitates corporeas operatur sicut digerendo cibum per calorem.

Quelle: Albertus Magnus: Über die Seele /De anima II 1, 8 (p. 76 Kübel).
Edition: N.N.

Themen:

  • Mensch und Seele

[1] Elegant sagte [der jüdische Denker] Isaak [Israeli, ca. 850-932], die rationale Seele sei im Schatten der Intelligenz geschaffen. Er möchte sagen, dass die Intellektseele selbst deswegen eine beschattete Intelligenz ist, weil sie die Seele eines sterblichen Körpers ist. […] Und was die Intelligenz als eine einfache Washeit der Dinge besitzt, das besitzt die Seele durch ihre Neigung zum vorstellbaren Kontinuum und zum Körper, der aus einer beweglichen und veränderlichen Materie besteht.
[2] So wie aber die Seele des Menschen ein beschattetes Produkt der Intelligenz ist, so ist auch die sinnlich wahrnehmbare [Seele] eine Art kleiner Schatten der rationalen Seele. Und deswegen ist sie noch mehr verdunkelt und verliert die intellektuelle Erkenntnis und die Suche nach den Wahrheiten der Dinge, und sie verliert die Unterscheidung des Hässlichen und in sich Guten […], weil sie kein Vermögen hat, das nicht fest im Fleisch sitzt […]
[3] Noch mehr versinkt die vegetative [Seele] im Körper, die […] mit Bezug auf die Materie der Dinge in Form von körperlichen Qualitäten tätig ist, so wie beim Verdauen von Speise durch Wärme.

Übersetzer: Matthias Perkams