Epikurs Begründung und Erklärung des Vorrangs der Freude (wörtlich zitiert von Cicero)
Ich für
meinen Teil kann nichts als das Gute begreifen, wenn ich die Genüsse abziehe,
die man durch den Geschmack wahrnimmt, die abziehe, die durch das
Liebesleben vermittelt werden, die abziehe, die durch das Hören von Gesängen
entstehen, und auch die abziehe, die sich beim Wahrnehmen von Gestalten als
angenehme Bewegungen durch die Augen bilden, oder auch alle Genüsse,
welche sonst noch von irgendeiner Sinneswahrnehmung im ganzen Menschen
hervorgebracht werden. Man kann aber sicherlich nicht sagen, dass nur die
Freude des Geistes ein Gut sei. Denn einen freudigen Geist erkenne ich an der
Erwartung all der Dinge, die ich eben erwähnt habe – dass sie ihrer Natur nach
so sind, dass er, wenn er sie sich aneignet, vom Schmerz frei ist. [...] Männer,
die man weise nannte, habe ich oft gefragt, was sie an Gütern denn noch
übrig ließen, wenn sie all jenes abzögen, außer sie wollten bloß leere Worte
verbreiten. Ich habe nichts von ihnen erfahren können. Wenn sie weiter von
Tugenden und Weisheiten schwatzen wollen, werden sie von nichts anderem
reden als dem Weg, auf dem eben die Genüsse hervorgebracht werden, von
denen ich oben sprach.