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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Werk: Kommentar zu den Sentenzen des Petrus Lombardus, Bonaventura

1 Zitat aus diesem Werk im Zitaten­schatz:

  • Bonaventura : Kommentar zu den Sentenzen des Petrus Lombardus II, d. 1 a. 1 q. 2 (p. 22 Quaracchi)

    Der Franziskaner Bonaventura erklärt die Unvereinbarkeit von Ewigkeit der Welt und christlicher Schöpfungslehre
    [1] Es ist unmöglich, dass einem Unendlichen etwas hinzugefügt wird – dieser Satz ist aus sich selbst heraus klar, denn all das, was eine Hinzufügung aufnimmt, wird größer. Aber nichts ist größer als ein Unendliches. Aber wenn die Welt ohne Anfang ist, wird sie bis ins Unendliche dauern. Also kann ihrer Dauer nichts hinzugefügt werden. – Aber es steht fest, dass das falsch ist, denn jeden Tag wird eine Umdrehung zu Umdrehung hinzugefügt.
    [2] Es ist unmöglich, dass etwas, das Sein hat, nachdem es Nicht-Sein hatte, ewig ist, weil dies einen Widerspruch impliziert. Aber die Welt hat Sein nach Nicht-Sein; also ist es unmöglich, dass sie ewig ist. [...]
    [3] Anzunehmen, die Welt sei ewig oder ewig hervorgebracht, wenn man zugleich animmt, alle Dinge seien aus dem Nichts hervorgebracht, ist vollständig gegen Wahrheit und Vernunft [...], und zwar so sehr gegen die Vernunft, dass ich nicht glauben mag, irgendein Philosoph, wie klein sein Verstand auch sein mag, habe dies je angenommen.
    [4] Die Welt aber als ewig anzunehmen, wenn man die Ewigkeit der Materie voraussetzt, scheint vernünftig und verständlich […]. Dennoch sagen einige Moderne, der Philosoph habe dies keineswegs gemeint noch beweisen wollen, dass die Welt überhaupt nicht angefangen habe, sondern dass sie nicht durch eine natürliche Bewegung angefangen habe. Was davon eher wahr ist, weiß ich nicht. […] Wenn er aber das meinte, dass die Welt auf keine Weise angefangen hat, hat er sich offensichtlich geirrt, wie oben mit mehreren Argumenten gezeigt wurde.