Die stoische Definition der Tugend als Habitus des Intellekts (Antike Philosophie I)
a) Auch Zenon [...] von Kition definiert die Klugheit als Gerechtigkeit beim Verteilen,
als Maßhalten beim Wählen, als Tapferkeit beim Ertragen. Zur Verteidigung
behaupten die Stoiker, hierbei werde das Wissen von Zenon Klugheit genannt.
[...] Diese alle aber nehmen gemeinsam an und glauben, dass die Tugend eine
bestimmte Disposition des Hegemonikon der Seele sei und eine Fähigkeit, die
durch die Vernunft entstanden ist, ja die vielmehr Vernunft ist, die
übereinstimmend, fest und unveränderlich besteht.
b) Denn das zu Emotionen neigende und nicht Rationale sei durch keinen Unterschied
und keine Natur vom rationalen unterschieden, sondern es handle es sich um
denselben Seelenteil, den sie ja Verstand beziehungsweise Hegemonikon
nennen. Er wandle und verändere sich ganz in den Emotionen und den
Veränderungen im Habitus oder in der Disposition und werde Schlechtigkeit
oder Tugend. Er habe nichts nicht Rationales in sich, sondern werde [nur] nicht
rational genannt, solange er durch das stark und herrschend gewordene
Hinzutreten eines Impulses entgegen der wählenden Vernunft zu etwas
Sinnlosem hingetragen werde.