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Philosophische Zitate aus Antike und Mittelalter

Abaelard, Peter: Dialog zwischen einem Juden, einem Philosophen und einem Christen II

Original:

Peter Abaelard über natürliches und positives Recht
Oportet autem [...] non solum naturalis, verum etiam positive iustitie tramitem non excedi. Ius quippe aliud naturale, aliud positivum dicitur. Naturale quidem ius est, quod opere complendum esse ipsa, quae omnibus naturaliter inest, ratio persuadet; et idcirco apud omnes permanet, ut Deum colere, parentes amare, perversos punire, et quorumcumque observantia omnibus est necessaria [...]. Positivae autem iustitiae illud est, quod ab hominibus institutum ad utilitatem scilicet vel honestatem tutius muniendam vel amplificandam aut sola consuetudine aut scripti nititur auctoritate, utpote poenae vindictarum vel in examinandis accusationibus sententiae iudiciorum, cum apud alios ritus sit duellorum vel igniti ferri, apud alios autem omnis controversiae finis sit iuratum et testibus omnis discussio committatur.

Quelle: Abaelard, Peter: Dialog zwischen einem Juden, einem Philosophen und einem Christen /Collationes II.
Edition: N.N.

Themen:

  • Recht
  • Gesetz und Gewissen

Man darf aber [...] nicht nur die Schranke des natürlichen Rechts, sondern auch die der positiven Gerechtigkeit nicht überschreiten. Vom Recht wird etwas natürlich, etwas anderes positiv genannt. Das natürliche Recht ist dabei das, bei dem die Vernunft, die allen [Menschen] natürlicherweise innewohnt, dazu überredet, es im Handeln auszuführen; und daher bleibt es bei allen erhalten, zum Beispiel Gott zu verehren, die Eltern zu lieben, die Bösen zu bestrafen, und all das, dessen Erfüllung für alle notwendig ist [...] Zur positiven Gerechtigkeit aber gehört das, was sich als menschliche Einrichtung zur sichereren Befestigung oder Mehrung des Nutzens oder der Güte entweder auf Gewohnheit oder auf die Autorität von Geschriebenem stützt. Beispiele sind die Strafen für Verbrechen oder die Urteile der Gerichte bei der Untersuchung von Anklagen, wenn bei den einen Duelle oder erhitztes Eisen üblich ist, aber bei anderen das Ende eines ein Eid ist und die ganze Debatte Zeugen anvertraut wird.


Übersetzer: N.N.